Full text: Das neue Europa: der slavische Standpunkt

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Von der Gesamtmenge an Braunkohle, welche in Österreich 
gefördert wird (26,25 Millionen Tonnen), liefert Böhmen allein 
83 Prozent und von den 15,8 Millionen Tonnen Steinkohlen 86,66 
Prozent. Diese Ziffern reihen Böhmen unter die reichsten Länder 
der Welt ein, neben England, die Vereinigten Staaten und Deutsch 
land; fällt doch vom Gesamtertrag auf jeden der 10 Millionen 
Einwohner 26,5 q Stein- und fast 51 q Braunkohle pro Jahr. 
Etwa ein Drittel der in Österreich gewonnenen Eisenerze 
(27 Millionen Zentner) stammt aus Böhmen. Obwohl das Land 
selbst an Eisenerz nicht besonders reich ist, sind die Eisenwerke 
in Böhmen dank der hohen Kohlenproduktion sehr zahlreich, sie 
machen 60 Prozent der gesamten österreichischen Eisenindustrie 
aus. Da diese zwei Arten natürlichen Reichtums und der In 
dustrie die allerwichtigsten sind, sind die böhmischen Länder für 
Österreich von unschätzbarem Werte. 
In den übrigen Industriezweigen ist die Wichtigkeit Böhmens 
ebenso hervorragend. Ungefähr 93 Prozent der gesamten Zucker 
industrie und etwa 46 Prozent der Brauindustrie sind ausschließlich 
in Böhmen konzentriert, Hopfen gedeiht nur in Böhmen und 
wird von dort ausgeführt. Die Maschinenindustrie hat ebenfalls 
ihren Sitz hauptsächlich in Böhmen; auch die Textil-, (Wolle, 
Baumwolle), die Glas-, Papier-, Leder-, Steinmetzindustrie, ferner 
Schleifsteinerzeugung, Graphitgewinnung, die chemische und 
elektrotechnische Industrie. 
Dank dieser Industrietätigkeit weist Böhmen die höchsten 
Erträgnisse aus Eisenbahnen, Post- und Telegraphengebühren 
aus. Sein Eisenbahnnetz ist das dichteste, und Böhmen allein kann 
unter allen Ländern Österreichs auf Privatbahnen hinweisen, 
welche für private Fabriken eingerichtet worden sind. Insbe 
sondere Nordböhmen trägt dieses Gepräge. Böhmen weist 
52 Prozent des Gesamtgewinns aus dem österreichischen Post 
regal aus. 
Im Bank- und Wechselgeschäfte waren die böhmischen Länder 
von Wien abhängig, aber seit dem Jahre 1895 haben sie sich 
emanzipiert und seit den letzten 20 Jahren ist das Kapital der 
böhmischen Banken von 48 Millionen Kronen auf 336 gestiegen. 
Dabei darf nicht vergessen werden, daß die Elauptquelle des 
Wiener Bankkapitals das Geschäft mit den böhmischen Ländern ist. 
Die Entwicklung des Handels war in Böhmen in den letzten 
Jahren außerordentlich rasch.
	        
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