108
Böhmen hat darum immer die finanzielle Grundlage der öster
reichisch-ungarischen Monarchie gebildet. Die böhmischen Länder
sind viel dichter bewohnt, und das ganze Maß der Lebenshaltung
(Standard of life) ist viel höher als in den übrigen österreichischen
Ländern x ).
Folgende Tabelle zeigt, wie die böhmischen Länder zu den
Österreichischen Finanzen auf Grund der direkten Besteuerung
beitragen:
Die böhmischen Andere Provinzen mit
Länder zahlen: Ausnahme von Nieder
österreich.
Hauszinssteuer 49,25 °/o
Erwerbssteuer 61,25 o/o
Einkommensteuer 56,7 o/ 0
An gesamten direkten Steuern 57 o/ 0
50.75 o/o
38.75 o/o
43,3 o/o
43 o/o
Die böhmischen Länder und die übrigen österreichischen
(Niederösterreich und Wien nicht eingerechnet) haben 25,04
Millionen Einwohner, und das Verhältnis der Bevölkerungszahlen
beträgt 40,5 Prozent zu 59,5 Prozent. Niederösterreich wird
nicht in Betracht gezogen, weil die Stellung Wiens, als Residenz
stadt privilegiert erscheint, dort ist in der Tat auch der Mittel
punkt der böhmischen Industrie und Ausfuhr; viele böhmische
Unternehmungen besitzen dort ihre Zentralkanzleien und sind
dorthin zuständig, weil die Steuerskala und die städtischen Zu
schläge in Wien niedriger sind wie Ln Böhmen. Daraus erklärt
es sich auch, warum die Steuerkapazität Ln Böhmen die Tendenz
hat, zu sinken, während sie in Wien und in Niederösterreich
steigt. Wenn wir diese Posten statistisch erfassen könnten und
wenn wir die Steuern jener böhmischen Unternehmungen, welche
ihren Wohnsitz in Wien haben, in die Bilanz der böhmischen
Länder hineinrechneten, würde die Differenz noch mehr zu unseren
Gunsten ausfallen. Aber auch beim jetzigen Stande der Dinge
ist die Steuerfähigkeit der böhmischen Länder 11,9 Kronen per
Person, während sie in den anderen österreichischen Ländern
nur 6 Kronen beträgt.
Noch weitaus bedeutsamer sind die Statistiken über die in
direkten Steuern in Österreich (Bier, Branntwein, Zucker, Salz,
J ) In diesen Ländern kommen 128 Menschen auf einen Quadrat
kilometer, im übrigen Österreich nur 83.