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gepflegt — die Pangermanen sind, wie gezeigt wurde, die 
politische Organisation und die philosophische Synthese dieser 
Bewegung in Deutschland. Neben ihnen gibt es in Rußland die 
Slavophilen, in Böhmen und bei den Jugoslaven die Humanisten, 
in Polen die Messianisten, in Frankreich, Italien, Skandinavien,, 
überall sehen wir in verschiedenen Formen das gleiche Streben. 
Daß man in der Geschichte der Philosophie dieser Seite des 
geschichtlichen Prozesses bisher keine genügende Aufmerksamkeit 
geschenkt hat, ist nur ein Beweis dafür, wie einseitig, engherzig 
und unpolitisch die Schulphilosophie ist, dieses scholastische 
Eiland in dem sturmerregten politischen und sozialen Meere der 
neuen Zeit. 
Nationalität ist ein neues, ein modernes Prinzip. Im Mittel- 
alter war Europa durch die Kirche organisiert, durch das Kaiser 
tum und die Staaten; die Organisation der Gesellschaft war 
theokratisch und ist es in bedeutendem Maße noch heute. In 
der alten Zeit gab es auch kein nationales Prinzip; die einzelnen 
Nationen standen einander zwar feindlich gegenüber, aber als 
Fremdes gegen Fremdes; innerhalb der Nationen selbst stand 
jeder Teil neben und wider den anderen. Nur hie und da kam 
ein stärkeres Bewußtsein von Nationalität auf (z. B. bei den 
Griechen in der Zeit Alexanders), aber ein bewußtes National 
prinzip gab es nicht. Daraus läßt sich im Mittelalter und bis 
zum 18. Jahrhundert das Kaleidoskop der europäischen Landkarte 
erklären. 
Die Reformation und Renaissance bewirken das allmähliche 
Anwachsen des nationalen Bewußtseins. Die nationalen Sprachen 
werden zu Sprachen des Gottesdienstes, die Bibelübersetzung 
adelt in gleicher Weise die Volkssprache gegen das aristokratische 
Kirchenlatein, das Griechische usw. Es entsteht die nationale, 
unlateinische Literatur in der Philosophie, der Wissenschaft und 
der schönen Literatur, die Literatur wird eine Kulturmacht. Po 
litisch steigert sich die Kraft der Demokratie, und mit ihr kommen 
die Volksidiome in den Parlamenten und der Staatsverwaltung 
zur Geltung; das Lateinische und das Französische büßen all- 
mählig ihr politisches Privilegium ein. 
Die Philosophie des 18. Jahrhunderts verkündet das Prinzip 
und die Idee der Humanität, und die französische Revolution ver 
kündet die Menschenrechte. Herder, „der Hohepriester der 
reinen Menschlichkeit“, proklamiert die Nationen als die natür-