Full text: Das neue Europa: der slavische Standpunkt

31 
Da meldet sich das Problem der Rasse, welche viele Forscher 
als die eigentliche physische und psychische Grundlage der 
Menschengeschlechter (Rassen) und Nationalitäten ansehen. Man 
weist darauf hin, daß fast alle Nationen stark gemischt sind, daß 
es ganz reine Nationen, ganz reines Blut, nicht gebe. Es taucht 
dann die Frage auf: sind die gemischten Nationen stärker, 
qualitativ tüchtiger als die unvermischten? Welches sind die Gren 
zen und Stufen einer nützlichen Vermischung von Nationen und 
Rassen? Die Nationen machen im Laufe der Zeit Wandlungen 
durch: bis zu welchem Grade und wodurch? Ändern sie sich 
körperlich (anatomisch) durch Kreuzung oder auch 1 durch die 
Beschäftigung? Durch das Leben in den Städten? Durdi die 
Nahrung? Vielleicht auch durch 1 endemische Krankheiten? Und 
wie wirkt eine körperliche Wandlung, resp. eine Änderung des 
Skelettes auf die geistigen Eigenschaften? Ändern sich die 
geistigen Eigenschaften der Völker unabhängig von körperlichen 
Eigenschaften und wodurch? Ändern sich diese Eigenschaften 
(die Kapazität) von selbst oder entwickeln sie sich durch den Ein 
fluß fremder geistiger Eigenschaften? Durch Übernahme fremder 
Ideen, Gewohnheiten, Institutionen usw.? Es meldet sich das 
schwierige Problem der Originalität der Nationen, der Selbständig 
keit und Selbstgenügsamkeit eigener Kultur. 
Solcher Art sind, in Kürze gesagt, die Probleme der 
Nationalitätswissenschaft oder Nationalitätsphilosophie, welche 
bisher noch nicht als selbständiges wissenschaftliches Fach streng 
konstituiert ist, Fragen, mit denen sich die Historiker, Anthropo 
logen, Ethnographen, Geographen, Gesch'ichtsphilosophen und 1 
Soziologen befassen — der Umfang und die Tiefe dieser Studien 
im 19. und in unserem Jahrhundert ist ein weiterer Beweis dafür, 
daß die Nationalität ein allgemein anerkanntes Prinzip ist, wel 
ches das ganze gesellschaftliche Leben durchdringt. 
14. Sehr wichtig für das Verständnis und die Wertung des 
Nationalitätsprinzips ist es, das Verhältnis der Nationalität zum 
Staate zu bestimmen. Die Pangermanen stellen, obwohl sie sich 
auf das Nationalitätsprinzip berufen, den Staat über die Na 
tionalität; im Staate sehen sie den Gipfel der gesellschaftlichen 
Organisation, die höchste und führende Macht, und sie wieder 
holen öfters, das nationale Prinzip sei bereits überholt. Ähnlich 
erklären andere die Kirche für die höchste Organisation, andere 
wieder die Proletarierklasse. Ich glaube, es «ei richtig, die Nation
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.