Full text: Das neue Europa: der slavische Standpunkt

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gegeben: es wurde von Rußland zweimal geschlagen, es wurde 
auch von dem kleinen, verachteten Serbien geschlagen, nur 
Deutschland hat es vor dem Untergang bewahrt; der Krieg hat 
die ganze Unfähigkeit und völlige Verkommenheit der führenden 
Erzherzoge und Aristokraten aufgedeckt, und es zeugt hiervon auch 
das nun einberufene Parlament. In einer so furchtbaren, in einer 
so bedeutsamen Zeit finden der neue Kaiser und seine Ratgeber 
kein einziges männliches Wort — lauter Phrasen und die ge 
wohnte dumme Gescheitheit und Verschlagenheit; Kaiser Karl 
unterliegt schon jetzt samt der Kaiserin der klerikalen Füh 
rung — ohne Erfahrung, jeder politischen Idee bar, ohne 
Willen zur modernen Politik stützt er sich natürlich auf die alte 
und einzige Idee seiner Dynastie. In der Briefaffäre des Prinzen 
Sixtus zeigte Kaiser Karl aufs Neue, was die Grundlage öster 
reichischer Politik ist — die Lüge. —*) 
Der wahre Stand der Dinge hat sich in diesem Kriege gezeigt. 
DieTschechoslowaken, Jugoslaven, Rumänen, Italiener, bald darauf 
auch die Kleinrussen und Polen, kündigten den Gehorsam und 
stellten sich Österreich entgegen — 60.000 Hinrichtungen (die 
Zahl gibt Abgeordneter Daszynski an) und die Hilfe Deutschlands 
hielten die Habsburger eine Zeitlang über dem Wasser. Auch die 
Magyaren sind gegen Österreich, und unter den Deutschen gab 
es auch radikale Pangermanen, welche den Anschluß Österreichs 
an Deutschland verlangten. Wenn sich diese Pangermanen jetzt 
im Kriege mit Österreich versöhnt haben, so nur deshalb, weil 
Österreich sklavisch die ihm von Bismarck und Lagarde auf 
!) Kaiser Karl schrieb an den Präsidenten der französischen Re 
publik offenbar in der Hoffnung, daß die Franzosen seine und seiner 
Ratgeber Schlauheit nicht durchschauen würden; seinen eigentlichen Plan 
stellte er in dem zweiten Briefe an König Ferdinand von Rumänien 
dar: hier betonte er das Prinzip, die Könige müßten jetzt Zusammen 
halten, um den Monarchismus gegen die demokratische Bewegung zu 
retten. 
Diese Grundsätze stehen bis aufs Wort damit in Einklang, worum 
sich nach Bismarcks Rücktritt Kaiser Wilhelm bemüht; und Wilhelms 
Grundsätze eignete sich der Freund und Berater Karls, Graf Czernin, 
an. (Ich habe über ein Memorandum des Grafen Czernin, das für Franz 
Ferdinand verfaßt wurde, Bericht erstattet; es ist darin der Plan Wil 
helms des näheren dargelegt, den Monarchismus zu erhalten und einen 
engen Zusammenschluß der Monarchen zu bewirken; in demselben Me 
morandum ist zugleich der deutsche Charakter Österreich-Ungarns und 
seine Freundschaft mit Deutschland betont. Siehe in Plechanovs Je- 
dinstvo v. 9. Juni 1917.)
	        
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