Full text: Gesammelte Schriften (3)

Deutschtum und Cngländertum I 
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stetigkeit des Willens, so büßt das Vorstellen an Beweglichkeit ein, wächst 
die Beweglichkeit des Vorstellens, so büßt der Wille an Stabilität ein. 
Ist der Wille scharf ausgeprägt, so zwingt er den Intellekt in bestimmte 
Bahnen, ist der Intellekt stärker entwickelt, so reißt er den Willen nach 
verschiedenen Richtungen mit sich hin und her. Das erstere führt zu einer 
stärkeren Hervorkehrung des Ichs nach außen, das zweite zu einer ent 
schiedeneren Einwirkung der Außenwelt nach innen, die ja eben durch das 
Borstellen vermittelt wird. Im ersteren Fall dient der Intellekt mehr den 
praktischen Interessen des Ichs, im zweiten geht er mehr seinen eigenen 
theoretischen Interessen nach. 
Ich hoffe, meine Anschauung ist hiermit klax und deutlich gekenn 
zeichnet. Nunmehr werde ich zeigen, wie ich zu meinem Grundgesetz selbst 
gelangt bin. 
Was am Engländertum in erster Linie hervortritt und recht eigentlich 
seine charakteristische Eigenart ausmacht, das ist die sehr starke Heraus 
prägung des Individualismus. Es ist ein selbstbewußter, kühler, zurück 
haltender Schlag: das Niedersachsentum in seiner schärfsten Entfaltung. 
Man wird sehr lebhaft an unsere niedersächsischen Bauern erinnert, wenn 
man diesen Leuten zuerst gegenübertritt. Wie der westfälische Bauer guten 
alten Schlages, so hat auch der Engländer jenes starke Bedürfnis nach 
vollster individueller Unabhängigkeit; wie bei jenem, so auch bei diesem 
jenes entschiedene Ichbewußtsein, das unmittelbar mit dem Charakter ge 
geben und nicht erst nachträglich durch Überlegung gewonnen ist. Dem Eng 
länder scheint der Besitz eines eigenen Hauses unerläßlich. Er will Herr 
auf eigenem Grund und Boden sein wie unser Bauer im Nordwesten von 
Deutschland, und es ist sehr merkwürdig, bis zu welchem Grade diese Herr 
schaft im eigenen domo auch in der Gesetzgebung ihren Ausdruck gefunden 
hat. 
Auf der andern Seite äußert sich dieser Individualismus in jener per 
sönlichen Sicherheit und Selbständigkeit nach außen hin, aus welcher un 
mittelbar die kühne Tatkraft in dem Handeln des einzelnen entspringt. 
Und das bestimmt dann wiederum das ganze wirtschaftliche System in 
diesem Lande. Es ist sehr bezeichnend, daß die Grundlehre der Manchester 
schule niit dem ihr zugrunde liegenden Prinzip des reinsten Individualis 
mus auf englischem Grund und Boden emporwuchs. Sie ist eben nur 
der Ausdruck des angelsächsischen Charakters auf wirtschaftlichem Gebiet, 
welch großartigem Maße dieses Prinzip sich hier entfaltet hat, bedarf
	        
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