Full text: Gesammelte Schriften (3)

Nationalismus und Kosmopolitismus 
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in Europa zurück. An seine Stelle traten die Westmächte, national durch 
und durch, welchen damit auch die neuentdeckten Länder jenseits der Welt 
meere und hiermit ein anscheinend unnachholbarer Vorsprung im Kon 
kurrenzkampf der Völker überhaupt zuteil ward. Der nationale Gedanke 
triumphierte voll und ganz über den universalen. Charakteristisch ist, daß 
Richelieu, Cromwell und Wallenstein fast gleichzeitig auf dem Schauplatz 
der Geschichte auftraten, und charakteristisch ist auch die verschiedenartige 
Wendung in den Geschicken der drei Nationen, wie sie gewissermaßen 
geradezu von ihren drei Individualitäten ihren Ausgangspunkt nahm. 
Während die Westmächte emporblühten und nun gegenseitig den Kampf 
um die Weltherrschaft, aber eine Weltherrschaft auf nationaler Grundlage 
aufnahmen, sank Deutschland mehr und mehr in eine geradezu verächtliche 
Schwäche hinab. Es sank, bis auch hier, später als bei den Nachbarn, der 
nationale Gedanke in die Wirklichkeit trat und sich allmählich empor 
arbeitete. Diese Realisierung in Deutschland hat sich vollzogen in der nüch 
ternen und harten Staatsschöpfung der Hohenzollern, welche von ihrem 
ersten Ausgangspunkt an national war und in ihrem gesamten Aufbau 
Schritt für Schritt mit dem alten kosmopolitisch angehauchten Deutschland 
um ihre Existenz auf Leben und Tod zu kämpfen hatte. Die Entscheidung 
zwischen beiden Richtungen ist auf einer Reihe von Schlachtfeldern gefallen, 
vom Tage von Fehrbellin an durch Roßbach, Leuthen, Leipzig, Waterloo 
hindurch bis nach Königgrätz und Sedan hin. 
Erst unsere Generation sollte die volle Durchführung des nationalen 
Gedankens, die Schaffung des nationalen deutschen Einheitsstaates er 
leben, und erst die harte und geniale Politik des Fürsten Bismarck hat 
unser Volk in seiner inneren Entwicklung dahin gebracht, wo Richelieu und 
Cromwell ihre Nationen verließen. 
Wenn man sich dies vergegenwärtigt, so wird man die Tatsache, daß 
auch heute der nationale Geist unser Volk in seinen breiten Schichten noch 
so wenig intensiv durchdringt, wie sehr man sie beklagen mag, so doch ver 
stehen. Überall auf allen Seiten stoßen wir noch auf Rudimente jener an 
tiquierten kosmopolitischen Anschauungsweise, welche sich in einer Welt, 
die doch nun einmal vom Nationalismus beherrscht wird, nach außen hin 
als Schwächlichkeit geltend machen und unser Volk gegenüber Fremden 
alle Haltung und Selbstachtung nehmen muß. Überall findet noch ein 
stiller, darum doch nicht weniger zäher Widerstand statt gegen den neuen 
nationalstolzen Geist, wie ihn besonders der Name des Fürsten Bismarck
	        
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