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Aufsätze
* Wörtlich „Zweimächte-Stand 11 und „Dreibund-Stand“, vgl. auch S. 115.
scheidung betrifft die zukünftige Mittelmeerpolitik Großbritanniens, und
ihretwegen haben vor kurzem der Premierminister, der Chef der Admira
lität und Lord Kitchener in Malta beraten. Mr. Winston Churchill hatte
eine Mitteilung darüber bei Gelegenheit der Beratung seines Nachtragü-
etats im Hause der Gemeinen in Aussicht gestellt. Denn das Mittclmeer
ist die Hochstraße der britischen Weltpolitik, an welcher in erster Linie die
beiden großen Dependenzen des englischen Reiches, Ostindien und Ägypten,
interessiert sind.
Es ist wahr, für die Sicherheit der britischen Inseln selbst sind die
Nordsee und der Kanal die wichtigeren Gewässer. Aber ein Verzicht auf
die Vorherrschaft im Mittelmeer würde ein erstes entschiedenes Zurück
treten des stolzen britischen Volkes von der Vorherrschaft über die Erde
bedeuten. Der Heldenmut und das Genie Nelsons gaben ihnen die Herr
schaft über dieses klassische Meer, von Gibraltar bis zur Mündung des Nils.
Aber erst die Eröffnung des Suezkanals ließ die weltpolitische Bedeutung
dieses Binnenmeeres so recht in die Erscheinung treten.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, als Frankreich hier eine
„französische See" schaffen wollte, kämpfte dort britischer gegen fran
zösischen Einfluß. Den Maßstab für die Stärke des britischen Mittelmeer
geschwaders bildete damals die Größe der französischen Flottem Heute
zählt man sorgfältig jeden österreichischen und jeden italienischen Dread
nought, und gemäß ihrer Anzahl wird man die britische Station ausrüsten.
Das läßt sich heute schon sagen, trotzdem Mr. Churchill noch nicht ge
sprochen hat. Hier in England ist heute praktisch nicht mehr von einem
„Two powers Standard“, sondern nur noch von einem „Triple alliance
Standard“ 1 die Rede. Der Dreibund muß überlegen balanciert werden:
in den nordischen Meeren wie im Mittelmeer. Dann erst wird Groß
britannien sich in seiner europäischen Stellung sicher fühlen. Das japanische
wie das französische Bündnis werden erst in zweiter Linie berücksichtigt.
Man sieht, welches unmittelbare Interesse die britische Politik an der
Loslösung Italiens vom Dreibund hat. Das britische Budget würde mit
einem Schlag entlastet werden. Und wer will, kann auch hier noch einmal
erkennen, wie jede einzelne Berechnung im Hinblick auf die deutsche Ge
fahr gemacht wird.
Man glaubte hier eine Zeitlang, daß die liberale Regierung versuchen
würde, der Französischen Republik die Vorherrschaft über das Mittelmeer-