Full text: Der Arbeitsvertrag nach dem Privatrecht des Deutschen Reiches (1)

VIII Kündigung bei natürlicher Begrenzung. 533 
begrenzten Arbeitsverhältnissen etwas Exceptionelles ist. Diese Ab- 
normität hat verschiedene Wurzeln. Die Rechtsquellen bieten folgende 
Entscheidungen der Frage: 
i. Die Kündigung ist bei mehreren Arbeitsverhältnissen absolut 
zulässig, so dafs sie auch nicht durch Abrede ausgeschlossen werden 
kann. Ein Schiffer (im Seehandel), der für eine bestimmte Reise an- 
gestellt ist (womit eine natürliche Begrenzung vorliegt), „kann, selbst 
wenn das Gegenteil vereinbart ist, jederzeit von dem Rheder ent- 
lassen werden“. Es ist dabei gleichgültig, ob der Arbeitsvertrag 
Akkord oder Zeitlohnvertrag ist!. Das Nämliche gilt vom Schiffer 
und vom Schiffsmann in der Binnenschiffahrt, sowie vom Flofsführer 
und dem Flofsmann in der Flöfserei®*, Ebenso ist trotz natürlicher 
Begrenzung das Arbeitsverhältnis jederzeit kündbar, wenn es ein 
Dienstverhältnis der in BGB. 8 627 beschriebenen Art ist, einerlei 
ob es auf Zeitlohnvertrag oder Akkord beruht®. Auch die dem Ehe- 
mann zustehende Kündigung des Arbeitsverhältnisses der Frau (als 
Arbeitnehmerin eines Dritten) ist zulässig trotz natürlicher Begrenzung 
(BGB. 8 1358), ebenso die des Dienstverhältnisses in dem KO. $ 22 
definierten Falle. In allen bisher angeführten Ausnahmefällen kommt 
es auf den Grund der Kündigung nicht an, d. h. es wird ihm vom 
Gesetz nicht nachgefragt“. Ihnen treten nach HGB. $$ 70—72. 92 
Abs. 2. GewO. 88 123. 124. 133%—1334. BiSchG. $ 20 Abs. 3. $ 25 
Abs. 1. FIG. 8 16 Abs. 3. $ 21 Abs. 2 und SeemO. $ 57 solche zur 
Seite, in denen das Gesetz die Kündigung nur aus gewissen Gründen 
zewährt, Indem es sie gewährt als eine „vor Ablauf der vertrags- 
mäßigen Zeit“ erfolgende, gestattet es die Setzung dieser einseitigen 
Endbestimmung trotz Daseins einer natürlichen Begrenzung, welche, 
wo sie besteht. im Arbeitsvertrag enthalten ist (unten S. 535). 
ı HGB. $8 545. 547. 549. 
? BiSchG. 8 20 Abs. 6. $ 25 Abs. 4. FIG. 8 16 Abs. 4. $ 21 Abs. 3. 
3 z, B. hat ein Verleger oder ein Theaterdirektor, der ihm angebotene 
Manuskripte von Sachverständigen beurteilen zu lassen pflegt, einem solchen 
für ein Honorar von 100 Mk. ein Manuskript zur Begutachtung übergeben. 
Hier liegt ein Akkord mit natürlicher Begrenzung Vor. Falls er (wie in 
Bd. II zu begründen sein wird) als Dienstvertrag zu gelten hat, so unterfällt 
er dem 8 627 BGB., da hier der Arbeitnehmer nicht in einem dauernden 
Dienstverhältnis mit festen Bezügen steht, jedoch einen Dienst höherer Art 
zu leisten hat, der auf Grund besonderen Vertrauens in die Urteilskraft und 
Diskretion „übertragen zu werden“ pflegt. 
4 Ein weiterer, nicht gesetzlich vorgesehener Fall dieser Art ergiebt 
sich durch analoge Anwendung von BGB. 8 624: ein natürlich” begrenztes 
Dienstverhältnis kann nach dem Ablauf von fünf Jahren seit der Eingehung 
gekündigt werden. Oertmannn, Komm. z. d. St.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.