Full text: Der Arbeitsvertrag nach dem Privatrecht des Deutschen Reiches (1)

598 IV. Abschn. Vertragszeit. 5. Kap.: Befristete Kündigung. 
sam nach rückwärts) nicht beklagen und mufßs sie sich, da sie seine 
rechtliche Position nicht verschlechtert, gefallen lassen. Nur im ge- 
dachten Fall kann von „vorzeitiger“ Kündigung gesprochen werden; 
sie ist zulässig !. 
VIII. Als Quelle der Befristung der Kündigung erweist sich die 
Privatdisposition ferner (S. 595), indem eine ohnedies bestehende Un- 
befristetheit mittelst solcher Disposition beseitigt und durch eine Be- 
fristung ersetzt wird. Diese Privatdisposition kann eine zweiseitige 
oder eine einseitige (Nr. IX) sein. Beidemal ist der Ursprung der 
Unbefristetheit von Bedeutung. 
Durch zweiseitige Verfügung (Vertrag) kann 
1. eine nicht auf dem Gesetz beruhende Unbefristetheit auf- 
gehoben und wiederum Befristung der Kündigung eingeführt werden. 
Wo jedoch die Unbefristetheit durch eine obligatorische Arbeitsordnung 
vorgesehen ist, die die Kündigungsfrist allgemein ausgeschlossen hat, 
ist eine diese Bestimmung beseitigende Vereinbarung nicht unbedingt 
gültig. Denn eine von der gesetzlichen abweichende Befristung 
(z. B. achttägige Kündigungsfrist im Gegensatz zur vierzehntägigen 
in GewO. $ 122), mulfs, wie wir S. 588/89 sahen, in der Arbeitsordnung 
stehen, und eine die gesetzliche Befristung herstellen de Bestimmung 
des Arbeitsvertrags kann gegenüber der generellen Arbeitsordnung, 
welche Unbefristetheit vorschreibt, nur aufkommen, wenn dort der 
individuellen Verfügung Raum vorbehalten ist?. 
2. Durch zweiseitige Verfügung kann ferner an die Stelle der 
gesetzlich unbefristeten Kündigung eine befristete gesetzt werden, 
vornehmlich in den folgenden an BGB. $8$ 623 Satz 1. 649. 696. 695 
anknüpfenden Fällen: 
Nach $ 623 eit. kann ein durch Akkord begründetes Dienstver- 
hältnis, dessen Dauer nicht bestimmt, auch nicht aus der Beschaffen- 
heit oder dem Zweck der Dienste zu entnehmen ist, und das die Er- 
werbsthätigkeit des Arbeitnehmers nicht vollständig oder hauptsächlich 
in Anspruch nimmt, „jeder Zeit gekündigt werden“*. Es liegt aber 
ı Wo die Befristung der Kündigung nur in Terminsbestimmung besteht 
(S. 583 Nr. 2), kann natürlich die Frage der Verlängerung, wie sie im Vor- 
stehenden für die beiden anderen Arten der Befristung erörtert wurde, gar 
nicht auftauchen. 
* Vgl. S. 589%. Anders das Berliner Gewerbegericht bei Unger, Ent- 
scheidungen Nr. 152, I sowie Koehne, Die Arbeitsordnungen S. 202. 
* z. B. ein Lehrer ist dazu engagiert, den Sitzungen eines Vereins bei- 
zuwohnen, die Verhandlungen stenographisch aufzunehmen und in das Proto- 
kollbuch einzuschreiben ; er wird mit 5 Mk, pro Sitzung und Protokoll honoriert.
	        
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