752 V.Abschn. Naturalvergütung. 7.Kap.: Vergleichung v. Geld-u, Naturalverg.
trächtlichere Geldsummen zurückfliefßsen, findet es der Landwirt vorteil-
hafter, den Boden und dessen Ertrag ganz in den Verwertungsprozefs
einzubeziehen und den Arbeitern Geldlohn auszuteilen!. Solche Geld-
löhnung wird auch durch den Mangel an ständigen Arbeitern be-
günstigt, indem dieser zur Anstellung von Wanderarbeitern nötigt,
denen als Saisonarbeitern weder Landnutzung noch andere auf ein
kontinuierliches Arbeitsverhältnis angelegte Naturalvergütungen zu
gewähren sind®. Endlich läfst sich wenigstens an der Dampfdresch-
maschine der naturallohnfeindliche Charakter der Maschinerie auch
für die Landwirtschaft erkennen?®.
Wenn wir so auf verschiedenen Hauptgebieten des Arbeitsverhält-
nisses ökonomische Ursachen der Verdrängung von Natural- durch
Geldvergütung wirken sehen, so kann sich nur noch fragen, ob nicht
auch Kräfte sich diesem Entwicklungsgang entgegensetzen, ihn hier
und dort ausschließen, oder doch aufhalten. Und in der That wird
die Naturalvergütung durch die Beschaffenheit mancher Arbeitsverhält-
nisse geradezu begünstigt, so dafs sie daher kaum umgangen werden
kann*, oder ihr Gegenstand ist dermalßen durch das Arbeitsver-
hältnis gegeben, dafs die Naturalvergütung nur durch besondere Ver-
anstaltung ausgeschlossen werden kann. Ferner erweist sich die
Naturalvergütung unter Umständen dadurch als wirtschaftlich, dafs
zie dem Arbeitnehmer zu ausgiebigerem und besserem Unterhalt und
ı Weber in Verhältnisse der Landarbeiter III, 781 und in Brauns
Archiv VII, 8. 9. 15. 19: „Die kapitalistische Unternehmung strebt ... aus
Jem Naturallohnsystem heraus.“ Knapp in Schriften des Vereins für Social-
oolitik 58, 15.
? Weber in Brauns Archiv VII, 23. S. auch einen Bericht in Verhält-
aisse der Landarbeiter IL, 461.
8 Vgl. Grofsmann in Verhältnisse der Landarbeiter II, 461. 487. 489/90,
Da der Maschinendrusch in kürzerer Zeit bewältigt wird, würden die Arbeit-
nehmer am Ertragsanteil im Verhältnis zur Zeit einen höheren Lohn erhalten,
als der Arbeitgeber angemessen findet. Ferner hält es schwer, den naturalen
Drescherlohn beim Maschinen- so gleichmäfsig als beim Flegel- oder beim
Göpeldrusch zu verteilen, weil die Maschine nur eine bestimmte Zahl von
Menschen beschäftigen kann. — Ein besonderer Grund für das Abkommen
des Roggenanteils ist die Ersetzung der Kundenmühlen durch die grofsen
Handelsmühlen, welche sich mit so kleinen Mengen wie jene Anteile nicht
befassen: a. a. O. S. 489.
4 Das Wohnen der Bäckergesellen beim Meister hängt mit der Nacht-
arbeit in der Bäckerei zusammen: die Technik der Bäckerei soll eine Pünkt-
lichkeit des Arbeitsanfangs erfordern, die nur durch Hausangehörigkeit ver-
2ürgt werde, Sociale Praxis IX, 985. X, 186.