Full text: Kritik des Gothaer Programms

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nicht scheuen, mit den Proletariern Hand in Hand zu gehen"I Und 
wer denn, geprellt wären eben die Proletarier. 
Möge also die Partei durch de- und wehmütiges Auftreten be 
weisen, daß sie die „Ungehörigkeiten und Ausschreitungen" ein für 
allemal abgelegt hat, die den Anlaß zum Sozialistengesetz gaben. 
Wenn sie freiwillig verspricht, sich nur innerhalb der Schranken des 
Sozialistengesetzes bewegen zu wollen, werden Bismarck und die 
Bourgeois dies dann überflüssige Gesetz aufzuheben doch wohl die 
Güte habenl 
„Man verstehe uns wohl", wir wollen nicht „ein Aufgeben unserer 
Partei und unseres Programms, wir meinen aber, daß wir auf Jahre 
hinaus genug zu tun haben, wenn wir unsere ganze Kraft, unsere 
ganze Energie auf Erreichung gewisser naheliegender Ziele richten, 
welche unter allen Umständen errungen sein müssen, bevor an eine 
Realisierung der weitergehenden Bestrebungen gedacht werden 
kann." Dann werden auch Bourgeois, Kleinbürger und Arbeiter sich 
massenweise an uns anschließen, die „jetzt durch die weitgehenden 
Forderungen ... abgeschreckt werden". 
Das Programm soll nicht aulgegeben, sondern nur aufgeschoben 
werden — bis auf unbestimmte Zeit. Man nimmt'es an, aber eigent 
lich nicht für sich selbst und für seine Lebzeiten, sondern posthum, 
als Erbstück für Kinder und Kindeskinder. Inzwischen wendet man 
seine „ganze Kraft und Energie" auf allerhand Kleinkram und Herum 
flickerei an der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, damit es doch 
aussieht, als geschehe etwas, und gleichzeitig die Bourgeoisie nicht 
erschreckt werde. Da lobe ich mir doch den Kommunisten Miquel, 
der seine unerschütterliche Überzeugung von dem in einigen hundert 
Jahren unvermeidlichen Sturz der kapitalistischen Gesellschaft da 
durch bewährt, daß er tüchtig drauflos schwindelt, sein Redliches zum 
Krach von 1873* beiträgt und damit für den Zusammenbruch der be 
stehenden Ordnung wirklich etwas tut. 
Ein anderes Vorgehen gegen den guten Ton waren auch die „über 
triebenen Angriffe auf die Gründer", die ja „nur Kinder der Zeit" 
waren; „das Schimpfen auf Strousberg 2 und dergleichen Leute ... 1 
1 Mit dem Krach von 1873 endete der sogenannte „Grlindertaumel“, 
die Periode einer wütenden Spekulation und des Börsenspiels, die der Einigung 
Deutschlands (1871) folgte. Die Red. 
1 Strousberg, B. Gr. (1S23 bis 1884) — deutscher Finanzmann, einer der be 
kanntesten Akteure des „Gründertaumels" in den Jahren 1871 bis 1873. Die Red.
	        
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