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(7) Wenn es Freiheit geben wird, wird es keinen
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Staat geben.
Gewöhnlich hält man die Begriffe „Freiheit" und
„Demokratie" für identisch und gebraucht häufig
den einen an Stelle des anderen. Gerade so urteilen
sehr häufig die Vulgärmarxisten (an ihrer Spitze
Kautsky, Plech'anow und Co.). In Wirklichkeit
schließt die Demokratie die Freiheit aus. Die Dia
lektik (der Gang) der Entwicklung ist folgende: vom
Absolutismus zur bürgerlichen Demokratie; von der
bürgerlichen Demokratie zur proletarischen; von
der proletarischen zu keiner. * 7
(8) „Wir" (d. h. Engels und Marx) würden Vor
schlägen, „üb e r al 1" (im Programm) statt „Staat"
— „Gemeinwesen", „Kommune" zu sagen!!!
Daraus ist ersichtlich, wie Marx und Engels nicht
nur von den Opportunisten, sondern auch von Kautsky
versimpelt und besudelt wurden.
Die Opportunisten haben von diesen 8 überaus
reichen Gedanken keinen einzigen begriffen!!
Sie haben nur die praktische Notwendigkeit der
Gegenwart genommen: die Ausnutzung des politischen
Kampfes, die Ausnutzung des heutigen Staates zur
Schulung, Erziehung des Proletariats, zur „Abringung
von Zugeständnissen". Das ist richtig (gegen die
Anarchisten), aber das ist nur Vioo des Marxismus,
wenu man sich so arithmetisch ausdrücken darf.
Kautsky hat in seiner propagandistischen und über
haupt publizistischen Tätigkeit die Punkte 1, 2, 5, 6,
7, 8 und Marx' „Zerbrechen" vollständig vertuscht
(oder vergessen? oder nicht begriffen?) (in der Pole
mik gegen Pannekoek 1912 oder 1913 [siehe weiter
unten S. 45—47] war Kautsky in dieser Frage bereits
ganz zum Opportunismus hinabgesunken).
Von den Anarchisten trennen uns {«) di e Ausnut
zung des Staates jetzt und {ß) während der Revolution
NB 1111