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bekannt wäre, daß sie so und so entstanden ist und sich in der und
der bestimmten Richtung modifiziert.
Marx räumt vor allem mit der Konfusion auf, die dusch das
Gothaer Programm in die Frage nach dem Verhältnis von Staat und
Gesellschaft hineingetragen wird.
„Die ,heutige Gesellschaft' ist die kapitalistische Gesellschaft“, schreibt er,
„die in allen Kulturländern existiert, mehr oder weniger frei von inittelaltrigem
Beisatz, mehr oder weniger durch die besondre geschichtliche Entwicklung jedes
Landes modifiziert, mehr oder weniger entwickelt. Dagegen der ,heutige Staat'
wechselt mit der Landesgrenze. Er ist ein andrer im prent'.eh-deutschen Reich
als in der Schweiz, ein andrer in England als in den Vereinigten Staaten.
,D e r heutige Staat' ist also eine Fiktion. .
Jedoch haben die verschiedn.cn Staaten der versehiednen Kulturländer trotz
ihrer bunten Formversehiedenkeit alle das gemein, daß sie auf dem Boden der
modernen bürgerlichen Gesellschaft stehn, nur einer mehr oder mir.der kapita
listisch entwickelten. Sie haben daher auch gewisse wesentliche Charaktere ge
mein. In diesem Sinne kann man von .heutigem Staatswesen’ sprechen, im
Gegensatz zur Zukunft, worin seine jetzige Wurzel, die bürgerliche Gesellschaft,
abgestorben ist.
Es fragt sich dann: welche Umwandlung wird das Staatswesen in einer
kommunistischen Gesellschaft erleiden? In andern Worten, welche gesellschaft
lichen Funktionen bleiben dort übrig, die jetzigen Staatsfur.ktioncn analcg sind?
Diese Frage ist nur wissenschaftlich zu beantworten, und man kommt dem
Problem durch tausendfache Zusammensetzung des Wortes Volk mit dem Wort
Staat auch nicht um einen Flohsprung näher.“
Nachdem Marx auf diese Weise alles Gerede vom „Volksstaat"
verlacht hat, gibt er die Problemstellung und warnt gewissermaßen
davor, bei der wissenschaftlichen Beantwortung der Frage anders
als mit feststehenden wissenschaftlichen Angaben zu operieren.
Das erste, was durch die ganze Entwicklungstheorie, die ganze
Wissenschaft überhaupt ganz genau festgestellt ist, was die Utopisten
vergaßen und die jetzigen Opportunisten, die sich vor der sozialisti
schen Revolution fürchten, vergessen, — ist der Umstand, daß es
geschichtlich zweifellos ein besonderes Stadium oder eine besondere
Etappe des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus geben
muß.
2. Der Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus
„Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft“, führt
Marx fort, „liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die
andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts
andres sein kann, als die revolutionäre Diktatur des Prole
tariat s.“