Full text: Kritik des Gothaer Programms

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der Ertrag der Arbeit unverkürzt, mit gleichem Rechte, eil n Gesell- 
schaftsgliedern.'' 
Schöner Schluß I Wenn die nutzbringende Arbeit nur in der Gesell 
schaft und durch die Gesellschaft möglich ist, gehört der Arbeits 
ertrag der Gesellschaft — und kommt dem einzelnen Arbeiter davon 
nur so viel zu, als nicht nötig ist, um die „Bedingung" der Arbeit, 
die Gesellschaft, zu erhalten. 
In der Tat ist dieser Satz auch zu allen Zeiten von den Verfechtern 
des jedesmaligen Gesellschaltszustandes geltend gemacht worden. 
Erst kommen die Ansprüche der Regierung mit allem was daran 
klebt, denn sie ist das gesellschaftliche Organ zur Erhaltung der 
gesellschaftlichen Ordnung,- dann kommen die Ansprüche der ver 
schiedenen Sorten von Privateigentum, denn die verschiedenen Sorten 
von Privateigentum sind die Grundlagen der Gesellschaft etc. Man 
sieht, man kann solche hohle Phrasen drehen und wenden wie man 
will. 
Irgendwelchen verständigen Zusammenhang haben der erste und 
zweite Teil des Paragraphen nur in dieser Fassung: 
„Quelle des Reichtums und der Kultur wird die Arbeit nur als 
gesellschaftliche Arbeit" oder, was dasselbe ist, „in und durch die 
Gesellschaft“. 
Dieser Satz ist unstreitig richtig, denn wenn die vereinzelte Arbeit 
(ihre sachlichen Bedingungen vorausgesetzt) auch Gebra ’hswerte 
schaffen kann, kann sie weder Reichtümer noch Kultur schaffen. 
Aber ebenso unstreitig ist der andere Satz: 
„Im Maße wie die Arbeit sich gesellschaftlich entwickelt und da 
durch Quelle von Reichtum und Kultur wird, entwickeln sich Armut 
und Verwahrlosung auf seiten des Arbeiters, Reichtum und Kultur 
auf seiten des Niahtarbeiters.“ 
Dies ist das Gesetz der ganzen bisherigen Geschichte. Es war also, 
statt allgemeine Redensarten über „die Arbeit“ und „die Gesellschaft“ 
zu machen, hier bestimmt nachzuweisen, wie in der jetzigen kapita 
listischen Gesellschaft endlich die materiellen etc. Bedingungen ge 
schaffen sind, welche die Arbeiter befähigen und zwingen, jenen 
gesellschaftlichen Fluch zu brechen. * 
In der Tat aber ist der ganze, stilistisch und inhaltlich verfehlte 
Paragraph nur da, um das Lassallesche Stichwort vom „unverkürzten 
Arbeitsertrag" als Losungswort auf die Spitze der Parteifahne zu 
schreiben. Ich komme später zurück auf den „Arbeitsertrag", das
	        
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