Full text: Kritik des Gothaer Programms

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sehen? Haben nicht auch die sozialistischen Sektierer die verschie 
densten Vorstellungen über „gerechte" Verteilung? 
Um zu wissen, was man sich bei dieser Gelegenheit unter der 
Phrase „gerechte Verteilung" vorzustellen hat, müssen wir den ersten 
Paragraphen mit diesem Zusammenhalten. Letzterer unterstellt eine 
Gesellschaft, worin „die Arbeitsmittel Gemeingut sind und die Ge 
samtarbeit genossenschaftlich geregelt ist", und aus dem ersten Para 
graphen ersehen wir, daß „der Ertrag der Arbeit unverkürzt, nach 
gleichem Rechte, allen Gesellschaftsgliedern gehört". 
„Allen Gesellschaftsgliedern"? Auch den Nichtarbeitenden? Wo 
bleibt da der „unverkürzte Arbeitsertrag"? Nur den arbeitenden 
Gesellschaftsgliedern? Wo bleibt da „das gleiche Recht" aller Ge 
sellschaftsglieder? 
Doch „alle Gesellschaftsglieder" und „das gleiche Recht" sind 
offenbar nur Redensarten. Der Kern besteht darin, daß in dieser 
kommunistischen Gesellschaft jeder Arbeiter einen „unverkürzten" 
Lassalleschen „Arbeitsertrag" erhalten muß. 
Nehmen wir zunächst das Wort „Arbeitsertrag" im Sinne des 
Produkts der Arbeit, so ist der genossenschaftliche Arbeitsertrag das 
gesellschaftliche Gesamtprodukt. 
Davon ist nun abzuziehen: 
Erstens: Deckung zum Ersatz der verbrauchten Produktionsmittel. 
Zweitens: Zusätzlicher Teil für Ausdehnung der Produktion. 
Drittens: Reserve- oder Assekuranzfonds gegen Mißfälle, Stö 
rungen durch Naturereignisse etc. 
Diese Abzüge vom „unverkürzten Arbeitsertrag“ sind eine ökono 
mische Notwendigkeit, und ihre Größe ist zu bestimmen nach vor 
handenen Mitteln und Kräften, zum Teil durch Wahrscheinlichkeits- 
lechnung, aber sie sind in keiner Weise aus der Gerechtigkeit kal 
kulierbar. 
Bleibt der andere Teil des Gesamtprodukts, bestimmt, als Konsum 
tionsmittel zu dienen. 
Bevor es zur individuellen Teilung kommt, geht hiervon wieder ab: 
Erstens: Die allgemeinen, nicht zur Produktion gehörigen Ver- 
vsaltungskosten. 
Dieser Teil wird von vornherein aufs bedeutendste beschränkt im 
Vergleich zur jetzigen Gesellschaft und vermindert sich im selben 
Maße, als die neue Gesellschaft sich entwickelt.
	        
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