Full text: Kritik des Gothaer Programms

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menfassung der Ergebnisse seiner jahrelangen wissenschaftlichen 
Forschungen auf dem Gebiete der politischen Ökonomie und der 
Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus. Eine ganze Reihe von 
Fragen — wie die Arbeit als Quelle des Reichtums, das Verhältnis 
zwischen Produktionsweise und Verteilungsweise, der Arbeitslohn 
in der kapitalistischen Gesellschaft, der proletarische Internationalis 
mus, der Staat, das Verhältnis der Arbeiterpartei zu den verschiede 
nen Klassen der kapitalistischen Gesellschaft — finden in Marx’ 
„Kritik" in knapper und präziser Form eine tiefschürfende und 
wissenschaftliche Darlegung. 
Höchst lehrreich ist es zu sehen, welches Schicksal dieser Marx- 
schen Schrift zuteil wurde. Marx schickte das Manuskript am 
5. Mai 1875 an Wilhelm Bracke, einen Führer der Eisenacher, und bat 
ihn in einem Begleitbrief, die kritischen Randglossen nach Durch 
lesung auch den anderen Führern der Eisenacher (Geib, Auer, Bebel 
und Liebknecht) zur Einsicht mitzuteilen. Später wurde bekannt, daß 
Liebknecht die Marxsche Kritik vor Bebel verheimlichte und sie in 
der Schublade behielt, daß er bestrebt war, ihre Veröffentlichung 
auch in Zukunft zu vereiteln 1 . Nur mit großer Mühe gelang es Marx, 
aas Manuskript zurückzuerhalten. W. Liebknecht war (gemeinsam 
mit dem Lassalleaner Hasselmann) der Hauptverfasser des Gothaer 
Programms. Er setzte alles daran, die Annahme dieses Programms un 
geachtet der Marxschen Kritik durch den Gothaer Vereinigungspar 
teitag, der vom 22. bis 27. Mai 1875 stattfand, zu erreichen. Mehr als 
einen Monat vor der Fertigstellung der Marxschen „Randglossen" 
schickte Engels einen ausführlichen Brief an Bebel (vom 18./28. März 
1875 1 2 3 ), der eine Kritik desselben Entwurfs des Einigungsprogramms 
zum Inhalt hatte. Aber auch Bebel berücksichtigte diese Kritik nicht 
und unterstützte auf dem Gothaer Parteitag den Liebknecht-Hassel- 
mannschen Entwurf, der dann auch mit einigen unbedeutenden 
Änderungen angenommen wurde. 
Aus den Briefen von Engels an Bracke und Bebel vom 11. und 
12. Oktober 1875' 1 ist ersichtlich, weshalb Marx und Engels darauf 
1 Siehe die Briefe von Engels an Kautsky vom 11. Februar IS!)] und an 
Bebel vom 1. Mai 1891. Vorliegende Ausgabe S. 52 und S. 60. 
2 Siehe den Brief von Engels an Bebel vom 18./28. März 1S75. Vorliegende 
Ausgabe S. 37. 
3 Siehe den Brief von Engels an Bebel vom 12. Oktober 1875. Vorliegende 
Ausgabe S. 47.
	        
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