Die Entscheidung.
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Stellungswechsel vorgenommen. Sie verweigerten hartnäckig die
finanzielle Beihilfe zu besonderen Ausgaben und zum Ankauf des
Proviants für den Türkenzug. Kurz, es war wohl keine Frage,
in der der Kaiser eine Übereinstimmung mit der Opposition
herbeiführen konnte. Das Gebaren der ihre Macht rücksichtslos
gebrauchenden Partei hatte nun zur natürlichen Folge, daß der
Kaiser in seiner Vereinsamung immer mehr in die Arme der
Protestanten getrieben wurde. Zwar hatte er bisher aus Rück—
sicht gerade auf die Mehrheit die von den Protestanten dar⸗
gebotene Hand noch nicht ergriffen; er hatte immer noch gehofft,
sich der Unterstützung der Stände versichern zu können. Die
Kämpfe der letzten Junitage hatten ihm jedoch das trügerische
einer solchen Hoffnung bewiesen. Er sah sich vor die Entschei⸗
dung geführt, sich offen auf die Seite einer der Parteien zu
stellen. Auch die Zeit drängte; seit elf Wochen quälte man sich
in endlosen Verhandlungen, und das Ergebnis war, sowohl in
Regensburg wie auch in Nürnberg, fast Null. In Regensburg
verließ einer der Teilnehmer nach dem andern, müde des frucht⸗
losen Gezänkes, die Tagung und suchte unter dem Vorwande,
daheim für die Vorbereitung zu dem Türkenzuge sorgen zu
wollen, den Rückweg auf.“ Auch aus Nürnberg liefen Nach—
Herzog Georg von Sachsen und Herzog Erich von Braunschweig ver⸗
ließen Regensburg am 14. Juni; siehe Chroniken, S. 118. — Am 12. Juni
waren Lindau und Kempten schon abgeritten,. Hall, Rothenburg und Windsheim
wollten an diesem Tage fort; (Maurer an Memmingen vom 12. Juni 1532) —
am 19. Juni meldet Maurer die Abreise der Bischöfe von Augsburg,
Speyer und Bamberg, sowie der Gesandten von Konstanz und Eßlingen. —
Am 1. Juli läßt der Kaiser allen noch Anwesenden mitteilen, sie möchten nicht
fortreiten, denn er wolle am nächsten Tage selbst einer Sitzung beiwohnen.
(Fuürstenberg an Frankfurt vom 2. Juli 1532.) — Die Flchut der Teilnehmer
hielt übrigens noch an. Am 6. Juli sind von fürstlichen Personen nur noch
der Erzbischof von Salzburg und der Bischof von Würzburg da. Der Kur⸗
fürst von Brandenburg, der erst am 12. Juni eingetroffen war und nach dem
Fortgang Herzog Georgs von Sachsen die Führung der Mehrheit Ubernommen