154 Die Verhandlungen über die Türlenhilfe in Regensburg 1532.
richten ein, daß die dortigen Botschaften sich zur Abreise rüsteten.“
Noch einmal drängte sich dem Kaiser und seinen Räten die
Frage auf: Hie Durchführung des Augsburger Abschieds und
in der Folge unsägliches Elend in den deutschen Fluren; hie
Bewilligung des Landfriedens und vereinigte Kraft gegen den
gemeinsamen Feind der Christenheit! Die Entscheidung fiel zu—⸗
gunsten der Protestanten.
Am 1. Juli wies der Kaiser die Kurfürsten in Nürnberg
an, eine Verstaͤndigung in der von den Protestierenden in dem
Schreiben vom 13. Juni? angegebenen Richtung — allerdings
unter Vorbeugung einer weiter ausgreifenden Verbreitung der
neuen Lehre — zu suchen.“ Durch diesen Entschluß war der
bis dahin vermiedene Bruch mit der Mehrheit vollzogen.
Außerlich schon zeigte sich die veränderte Lage in der Sitzung
vom 2. Juli, zu der der Kaiser persönlich von Abbach herein⸗
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halsstarrige Opposition, die, wo sie nur konnte, ihn gereizt und
hatte, hatte Regensburg in den ersten Tagen des Juli wieder verlassen. Auch
Reutlingen und Köln hatten den Heimweg wieder angetreten. (Maurer an
Memmingen vom 6. Juli 1532.)
1 Maurer an Memmingen vom 29. Juni und 2. Juli 1532 im St.⸗
A. Memmingen.
2 Siehe S. 159; abgesandt am 14. Juni.
qWinckelmann, S. 245. — Es liegt außerhalb des Rahmens dieser
Abhandlung, die Nurnberger Tagung zu verfolgen. Ich weise nur darauf
hin, daß sie noch bis zum 3. August dauerte und mit dem sogenannten Nürn⸗
berger Anstand endete. Durch kaiserliche Verordnung wurde ein gemeiner be⸗
ständiger Friede zwischen dem Kaiser und den Ständen des Reiches bis zu
einem innerhalb eines Jahres abzuhaltenden gemeinen freien christlichen Konzil
oder, falls dassebe nicht zusammentreten könne, bis zum nächsten Reichstage
proklamiert. Die Aufhebung der auf die Religion bezüglichen Kammergerichts⸗
prozesse, an denen den Protestierenden so viel gelegen war, wurde ihnen auch
nur in einer geheimen Urkunde, von der ihnen nicht einmal eine Abschrift
ausgehaändigt wurde, zugebilligt; eine Art der Erledigung, die noch auf lange
hin Beunruhigung in die Reihen der Protestanten bringen sollte.