Full text: Die Türkenhilfe und die politisch-kirchlichen Parteien auf dem Reichstag zu Regensburg 1532

162 Die Verhandlungen über die Turkenhilfe in Regensburg 1532. 
gegeben. War hier eine wirkliche Anderung vorgenommen 
worden, so wurden zwei andere Punkte einfach mit Stillschweigen 
ubergangen; es war die oben angeführte Stelle über die Er— 
neuerung des Augsburger Abschieds und die Bestimmung, daß 
niemand, auch der Kaiser nicht, in die Prozesse und Urteilsvoll⸗ 
streckungen des Kammergerichts eingreifen dürfe. 
Noch einmal versuchten die Stände daraufhin, ihre Auf⸗ 
fassung zu retten. Am 21. Juli beschwerten sich die wenigen 
noch in Regensburg zurückgebliebenen Geschäftsträger, daß die 
kaiserliche Fassung des Abschieds sich nicht mit der von den 
Ständen vorgelegten decke: sie baten daher, in dem Abschied 
ausdrücklich zu bemerken, daß „dasselbig concilium zum fürder⸗ 
lichsten ausgeschrieben“, sowie daß die Stellen über den Frieden 
— d. h. also die Ausführung des Augsburger Abschieds — 
und über die Exekution des Kammergerichts wieder aufgenommen 
würden.“ 
Aber umsonst, der Kaiser ließ sich jetzt, wo fast keiner der 
Fürsten mehr persönlich anwesend war, nichts mehr abringen. 
Der Abschied wurde in der kaiserlichen Fassung am 27. Juli 
offentlich verlesen und die Stände in Gnaden in die Heimat 
entlassen.? 
Siehe Beilage XXX. 
2Der Wortlaut des Abschieds, der sich mit dem geschriebenen Exemplar 
des E.⸗K..⸗A. Wien deckt, in Lünig, II, S. 591ff. — Es möge hier er⸗ 
wähnt werden, daß die Wahlfrage während des ganzen Reichstages in den 
Sitzungen überhaupt nicht aufgerollt wurde. Hinter den Kulissen suchte der 
Kaiser Bayern für König Ferdinand zu gewinnen, doch vergeblich. Herzog 
Withelm verhielt sich bei seiner Zusammenkunft mit dem Kaiser in Abbach 
am 8. Juli 1532 völlig ablehnend. Nach dem offiziellen Schluß des Reichs- 
lags am Samstag nach Jakobi (27. Juli) behielt der Kaiser die Botschaften 
noch bei sich, und ließ ihnen eröffnen, daß sie daheim für die Anerkennung 
Ferdinands als römischen König und kaiserlichen Stellvertreter wirken möchten 
im E.⸗K.⸗A. Wien).
	        
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