Full text: Die Türkenhilfe und die politisch-kirchlichen Parteien auf dem Reichstag zu Regensburg 1532

164 Die Verhandlungen über die Türkenhilfe in Regensburg 1532. 
sondern den Kampf gegen die Altgläubigen und gegen den 
Kaiser auf andere Gebiete zu verlegen. So konnte der Rück— 
zug aus innerer Haltlofigkeit nicht ausbleiben und er hätte bei 
gewandterer Ausnutzung der Lage durch die Gegner zu einer 
ernsten Niederlage führen können. — Etwas bessere Erfolge 
hatten die Protestanten in der Glaubensfrage aufzuweisen; im 
Grunde konnten sie damit sogar zufrieden sein. Eine gänzliche 
Loslösung der religiösen Fragen von den Reichstagsverhand⸗ 
lungen war ihnen freilich nicht geglückt, man war sogar hart 
aneinander geraten, und der unversöhnliche Geist der Gegner 
hatte sich abermals in aller Nacktheit offenbart. Trotzdem war 
der Sturm glücklich vorbeigegangen, die drohende Erneuerung 
des Augsburger Abschieds und die Anweisung für eine Fort⸗ 
setzung der Kammergerichtsprozesse waren offiziell unkerblieben 
und damit die Bahn für die Nürnberger Tagung freigegeben 
worden. Jetzt kam es für die Protestanten darauf an, die 
dadurch geschaffene Lage geschickt auszunutzen. Billigte der 
Kaiser den am 28. Juli in Nürnberg aufgerichteten Entwurf 
des Vertrages, so war zwar nicht, wie man es gewünscht hatte, 
ein endgültiger Friede zwischen der alten und neuen Lehre her— 
gestellt, aber man hatte Zeit bis zur definitiven Auseinander⸗ 
setzung gewonnen und brauchte eine gewaltsame Unterdrückung 
nicht mehr fortgesetzt zu fürchten. Auf der Hut freilich mußte 
man immer bleiben, konnten doch auch jetzt noch unvorherge— 
sehene Hindernisse sich dem Waffenstillstand in den Weg stellen. 
Und vorzugsweise aus diesem Gedanken heraus kamen die Pro⸗ 
testanten zu einer Verwerfung des Regensburger Abschieds durch 
die Verweigerung ihrer Unterschriften. Dazu kam, daß der 
Kaiser sich nur zur Berufung eines Konzils auf der Basis des 
von ihnen auch nicht anerkannten Augsburger Abschiedes ver⸗ 
standen hatte, wie sich denn überhaupt der Regensburger Ab⸗ 
schied häufig auf seinen Vorgänger berief, und dadurch in den
	        
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