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# tolerant", wenn idj bem Stöger einer ber mehligen entgegengcfeijtcn 2lnfdjauung
•freien freie (felbftüerftänbtidj in bcn Sdjranfen ber allgemeinen ©efeije ficfj beroegenbe)
'2t u g f p r a dj e u n b f o n ft i ge Betätigung einräume, unb ihm rocgeu biefer
keinerlei Bachteile jufiige. ©er Sdjroerpunft liegt atfo barin, frag bem ©egncr bie
freie nadjteillofe 2tugfpradje unb fonftige Betätigung ber entgegen»
gefegten 2lnfdjauung geftattet roirb. Sßenn idj lebiglidj erfläre,. meine Behauptung
ift richtig, bie beinige bagegen fatfdj, fo bin idj noch nicht „intolerant", benn ich
ocrroeljre bem anbern b a m i t nicht bie freie j?unbgebitng ic. feiner ber meinigen
■roibcrfpredjeriben 2lnfid)t. ©ie föonftatierung eineg ©egenfatjeg oerfdjiebener
Bnfdjauungcn ift noch feine ^Intoleranz, roeil bainit noch nidjt in bie gegnerifdje
Beroegungbfreiheit in bem oben erläuterten Sinne eingegriffen roirb. Sfficnu alfo
bie eine Jlonfeffionggemctnfdjaft, auggeljcnb oon ber 2lnfdjauung, bajj überhaupt eine
abfolute SCBa^r^eit epiftiere, fid; für bie alleinige Inhaberin ber leisteten auggibt, fo
fonftatiert fie jroar einen ©egenfatj ju ben anbern, fie begeht aber feinen 2tft
ber Intoleranz; bie anbern finb baburd; in ber B e t ä t i g u n g ihre? entgegengefetjten
Stanbpunfteg noch nicht geljinbcrt. ©g gibt alfo überhaupt nur eine Intoleranz:
bie p r a f t i f cf) c. ©ie fogenannte bogmatifdjc ober prinzipielle rid;tet fid) lebiglidj
gegen bie gegnerifdjen ©ebanlen, bie praftifdje gegen frag gegnerifdje Bedjt;
bie letztere, unb nur fie, ift ein ©ingriff in bie Bcdjtgfpfjüre beg anbern, roeil
fie biefen in ber 2tu§übung beg Bedjtcg ber ©enl» unb @eruiffen§freit;eit ftören
roill. ©er S a t h o l i j i § m u § — ich fpredje non ihm, nicht non bem Ultra»
montanismug — erftärt heute, er fei jmar bogmatifdj, aber n i dj t p r a f 11 f dj
intolerant. „Beben ber bogmatifdjen Soleranj befteljt aber fetjr roo|£ bie bürgerliche
unb ftaatgbürgerlidje ©oieranz, roie biefelbe and) befteht gruifd;en politifdj nerfdjiebeuen
Parteien, non beneit bod) eine jebe fid) für bie richtige unb bie anbere für fatfdj au»
ficht unb anfehen mufj." (Brorg a. a. 0. Br. 244.) „©ie bürgerlidje ©olcranz
i ft d; r i ft 11 dj e f t i dj t unb bie p o l i t i f dj e © o l e t a n z i ft f i 111 i d»
erlaubt." (Brorg a. a. 0. Br. 122; Dr. ?ßof;te, Sirdjcnlcpifou non SSBefeter unb
Sffiette, „©oieranz".)
,3'nroieroeit ber ÄatljOlijigmu§ bie „praftifdje ©oleranz" nicht nur al§
tljeoretifdjeu ©runbfais proftamiert, fonbern audj in tatfädjlidjer Hebung
betätigt, ift hier nicht näher 511 unterfudjen; eg genügt bie .Üonftatierung ber ©at»
fadjc, bafs er iljn g r it n b f ä h l i dj afjeptiert unb augbrücflidj zugefteljt. 2£ir motten
ferner an biefer Stelle bet grage nidjt näher treten, ob er biefelbe grurtbfäijlidje
Stellung audj in ber 3 e it einnahm, in ber bie „Cathotifdje Betigion al§ bie einzig
ridjtige, gottgeroottte, audj für ben Staat, baS Bedjt unb bie Sßiffcnfdjaft al§ bie
einzig ridjtige galt", fo bajj „rocr ben latljolifdjcn ©lanben angriff, jugleidj bag
fyunbament beg djrifttidjen Staateg angriff" unb in ber „ber djriftlidje Staat jebe
fvälfhung ber ®lauben§roahrheiten als einen ©Ingriff auf bie Ijödjftcit ©üter ber
ÜJicnfdjheit, auf ben djrifttidjen Staat felbft betrachtete, unb bemgemäjj biefeg Ber»
gehen roie ein Berbredjen beg jpodjoerratg beftrafte." (Brorg a. a. 0. Br. 121.)
iffiir hoben feine rücfbticfenben Ijiftorifdjen Unterfitdjungen unb Betrachtungen oor»
50! it f c t, UltramoiitaiiiSmuä 1111 b 3cntiiim. 2