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fiebcmerfidjerroetfe in ber Deffentlid)feit, hauptfadjlidj in bcr Sßreffe, nicht btejentgc
Beachtung gcfunben hat, bie er nerbient. ©ie haben im BeidjStag ben fogenannten
Soleranjantrag eingebradjt, beffett § 4 tu ber itrfpriutglidjen Raffung ber
£ommiffion unb be§ jweiten ©ntwurfs lautete: „©egen ben Sffiillen ber ©QiehungS*
berechtigten barf ein Sinb nicht jitr Seilnahme an bem ^Religionsunterricht ober
@otte§bienft einer anberen DWigionSgemeinfchaft ungehalten werben, als ben im
§ 2 unb § 2a getroffenen Beftimmungen entfpridht." Ser „Slntrag motfte jene
©efe^e befeitigcn, welche ein Sinb jur Seilnatime am ©otteSbienft unb 3ftetigionS=
unterricht einer f rem ben föonfeffion zwingen." Ser 3®ang 5 UV Seilnahme am
^Religionsunterricht unb ©otteSbienft in ber eigenen jt'onfeffion füllte nicht auf*
gehoben werben.
Ser SluSgangSpunft bicfeS SlntragS war, wie fiel) auS beffen Begrünbung
ergibt, ba3 BorfommniS, bajj ba unb bort in ©emeinben, in benen feine fatfjolifche
©d)ule epiftierte, bie fathotifd;en Äinber in ben proteftantifdjen [Religionsunterricht
unb ©otteSbienft [jineinge^wungen würben, unb jwar gegen ben Söitten ihrer ©t»
Ste£)ung§berechtigten.
ÜRun würbe aber in bcr [ReidjStagSfommiffion ein Slntrag eingebracht itnb
auch DOm 3 e n t r u m a n g e n o m m c n (unb betrauf fommt eS jetjt an), ber lautet:
„3ur Seilnahme an einem [Religionsunterricht ober.©otte3»
b i c n ft barf ein SH n b gegen ben 2B i 11 e n ber © r $ i c 1; u n g § b e r e d) *
tigten nicht an gehalten werben!" SaS SSort „anberen" ([RetigionS*
gemcinfdjaft) unb bamit jeber 3 TOan S *ft weggefallen.
ÜJiit anberen SBorten: ber o b l i g a t o r i f cfj e [Religionsunterricht ift in 2öahr»
heit jum fafultatioen geworben, unb jwar mit fbilfe beS 3 e 11 1rum8.
Bon bem Slugenblicf an, wo' ©ie — wie e8 ba8 3entrum getan hat — einen
berartigen Eintrag annatjmen, wo ©ie e8 alfo nidjt mehr in bie SRadjtbefugniS be8
©taate8 legen, bie Slinber in ben [Religionsunterricht hineinjujroingen, wie
er fic in bie ©tunbe be8 SefenS, [Rechnens unb ©djreibenS ufw. hmeinäroingen
fann; non bem Slugcnblicfe an, wo auch ©ie erttaren unb fogar gefehltdj
feftgelegt nerlangen: Sie ©Item haben e3 in ber !panb, nach freiem ©rmeffen
barüber ju befinben, 06 ba3 Sbinb [Retigionsunterridjt haben foll ober nicht, non
biefern Slugenblicf an hört ber [Religionsunterricht auf, ein
obtigatorifdicr UnterridjtSgegenftanb ber ft a a 11 i dj e n © d) u l e
j u fein; non biefern Slugenblicf an wirb in SEBahrheit unb jwar auch mit
3 e n t r it m 3 5 u ft i m m u n g bie [Religion j it r 5ßrinatfache erklärt
(3urufe non 3 er >trnm§feite). 2llfo, ©ie felbft befennen fid) jet^t, wenn e8 3h ncn
mit 3hrer erwähnten 3uftitnntung ©ruft war, ju bem fonft non Shaea f° nerpönten
©ebanfen: Sic Religion foll fünftigljin non ©taat3 unb ©efefjeS wegen — ißrinat»
facfie fein. Senn unter ber Behauptung, Religion fei [ßrioatfadje, nerfteht man be=
fanntlich gar nichts anbereS unb hat nie etwas anbereS nerftanben, als baj) ber
© t a a t als f o l dj e r fein [Redjt hat, fidj um bie foufeffionetle ©rjiehung beS ©in»