Full text: Der Ultramontanismus und das Zentrum: eine Studie

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befieljenbcH ©egcnfüpe nuvb non ilpn, audj wenn er fic t£>eovetifdj jugcftcljt, im 
ber 5]3 r a p i 3 be3 SebenS al§ ein jebem Seit gteictjmä^ig juftetienbeS 9ied)t 
angefeben unb betjanbeit, benn fonft fönnte er nidjt auf ber einen ©eite für bte 
j?onfeffionelleu bie nollfte 9iebefreif)eit in 2tnfprnd; nehmen, auf ber anbern ©eite 
aber ben Slnttfonfeffionellen felbft bie legatfte SluSübung berfetben ffreiljeit fo fdjwer 
oerübeln, unb wa3 er al§ erlaubte ßritif gelten taffen muffte, gnr Slufftadjelung 
retigiöfer ^nftinfte unb Seibeitfdjaften mißbrauchen. Stjpifct) für ben ilttrainontaniS*- 
mn§ ift ferner bie mit allen Mitteln, inSbefonbere bem beliebten unb bei ben nait>* 
gläubigen ÜOtaffen immer wirffamen Slppett an angeblidj religiöfe Pflichten betriebene 
DDletbobe ber 2lbfperrung ber ©laubigen gegen bte geiftige Serüfjrung mit 
altem Seben, ba§ ftd) a u ff c r l) a l b ber ffeftuugSmauern be§ Ultramontani3mu3 noll* 
jiefjt. Stach ben groben ^ntereffen be3 einfeitigften unb cngbcrjigften föonfeffioitaliS* 
mu§ wirb bie 3tu3roa^t ber 23ilbung§ctemente getroffen, bie fidj ber ©injelne juführen 
unb bie er in ben Seftanb feines geiftigen 2ßefen§ füll aufnefunen bürfen. 
Stuf rnefdje 23ilbung e§ abgefe^en ift, fpridjt fe^r beutlidj Dr. n. Sepple.r,. 
331fd;of non Stottenburg, in feiner 23rofd)üre „SOBatjre unb fatfdje Dteform" 
au3. „Oer t)l- $ransi§fu§," fdjreibt ber §err 23ifd)of, „bat un§ gewarnt: 2113 er 
gefragt würbe, ob e§ überhaupt gut fei ju ftubicren, antwortete er: SOtan fotte 
ftubieren, bodj nicht fo, baff bie jfrömmigfeit barunter leibe. ©iefe einfältige 2Bct3* 
tjeit wirb t)eute nernaebtäffigt. SBir finb ©laubenS*, nidjt 23ernunftfatl)olifen. 
© e g e n ü b e r bem ©tauben i ft bie 23 e r n u n f t n i dj t mehr wert, a l 
irgenb ein förperlidjcä Organ gegenüber ber 23 er nun ft." Sttfo 
ein ©tnbieren, ein ©treben, aber nidjt nad) unbebingter 2Bat)rt>cit, b. I). ein ©tubieren, 
ba3 fein ©tubieren ift. 2Ber uon oornbereiu ableljnt, wa§ ber „grömmigfeit" ©in* 
buffe tun fönnte, ber fei;t fid; felbft ©djeuflappen auf unb nerrüeft ba3 eigentliche 
3iel wirtlicher 2©iffcnfdjaft. ©r teuft feinen ©eift 311 einer „einfältigen", nicht 
jur wapren Söei§f;ett bin. Oie ffrömmigfeit, bie ein freies 23ilbung3beftrebcn, ein 
ungeljinberteS Gingen nadj unbebingter SBabrbcit nicht ertragt, ift nidjt cdjt unb 
nidjtS wert. Oie bifdjöflidie ©djeuflappentbeorie läuft im ©ffett auf 23 i I b u n g 3 * 
feinbtidjfeit hinaus, unb biefe ridjtet fid; naturgemäß nidjt nur gegen bie freiere 
^Bewegung ber 23olf§fdjule, fonberu ift bie grunblegenbe Carole be§ flerifalcn 23ilbung3* 
Programms überhaupt, bie auch für bie SKtttel* nnb ffodjfdjulen gilt. 
2Bir bagegeu nertangen, baff mau bie SDtenfdjen gegen baS Sidjt ber mobernen 
2Biffenfd|aft nidjt abfebtiefft, fonbern baff mau eS in fie einftrömen läßt. SBetm 
mau audj bie ©cbulftubcn 51t ©unfclfammcrn ober Oämmerftubcn madjen fönnte, 
ber junge fDtenfd) tritt boef) ait3 ihnen heraus in ba§ ftra^tenbe Sidjt beS leuchten* 
ben OageS. 2lber eben an btcfcS foll er frühzeitig gewöhnt werben, bamit er 
nidjt plöptidj unb unnermutet uon einem Sicbtmeer umflutct wirb, baS iljn blenbct 
unb ba§ er nidjt ertragen faun. 3fn bem Zeitalter ber ipublijität allen 2Bcltgefdjcljen3 
unb ber ißoputarifierung ber wiffenfdjaftlidjen $orfdjung3rcfultatc fann man bie 23erüfj s 
rung ber ^ugenb mit ben Stieberfdjlägcn be§ neujeit lidjen ©eifteSlebenS nicht 
ncrljiubern; biefe wirb trot; aller Slerifei bie 2lugen aufmachcn, weil fie weiff unb füljlt,.
	        
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