Full text: Der Ultramontanismus und das Zentrum: eine Studie

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2)af man „fittenlofc" ©Triften nidjt lefen foll, ift nidjt gu beanftanben; für 
bie ©ntfdjeibung aber barübev, ob eine ©djrift tnirflidj „fittenloS" ift, mödjte idj 
im fjinblicf auf bie burcf)fä;nittlid)e ©ilbung unferer Klerifer fompetentere ©egut* 
adjter nnb 3tid;tcr auSgefudjt roiffen, al§ biefe. SBenn ferner ber ©ifdjof ober ber 
©eifttidje überhaupt barübcr gu befinben fjaben foll, ob eine @d;rift „glaubenslos" 
ift unb bie „^Religion" angreift, bann ift itnfdjiuer gu erraten, toie bie g eifttidje 
3 e n f n r it;reS 2tmteS matten mirb. ÜRüffen beim übertjaupt affe SiageSbtätter ufro. 
bem „©tauben" bienen? Tian fpredje boc^> offen nnb et;rtidj aus, roa§ man roitt, 
unb ncrorbne runbrocg: £>te ©eifteSprobnfte, bie ber ©laubige tefen barf, unb bie* 
jenigen, nor benen er fid; gu betreuten Ijat, merben nom Ktertfer beftimmt. ©iefer 
fott baS ©eifteSleben ber SRenfdjen beljerrjdjen, nnb ber err Kaplan fott 
beSroegcn bie geifügen Stationen, bie nerbraudjt merben bürfen, in quali 
et quanto gumeffen. 2)autit ber ©laubige ja nidjt an feiner ©läubigfeit 
©c^abcn leibe, fott er feinen ©lief roerfen bürfen in eine anbere geiftige ©egenb, 
als in bie, bie ifjm jener als einziges ©etracfitungSobjeft geftattet, fott er leine 
ßenntni§ ertjatten non anberen ©Mtanfdjauungen als non ber iljm oftropierten, unb 
fid; fcljeu fernfjatten non ben roiffenfd;afttid;en ©rgebniffen be§ menfdjltdjen jforfäjer* 
geifteS, foroeit biefe nidjt burd; geifttidje 3uftimmung tegatifiert finb! (2tuS meiner 
©djrift „Ser Kampf um bie ©cljule".) 
2Md;e ©infdjnüntng ber Toiffenfdjaftlidjen jjreitjeit geroimfdjt mirb, unb roie 
feljr an bie ©teile ber freien fyorfdjung bie ?ßfti(fit beS ©etjorfamS treten fott, 
bafür nur einige ©etege: 
Spin§ IX. fprtdjt fiäj in feinem ©d;rciben nom 21. SDegember 1863 mie folgt 
auS: „SBir roiffen and), ©fjrroürbiger ©ruber, baf einige Katljotifcn fid; mit ber 
©flege ernfter Sßiffenfdjaft befd;äftigen, in atlgugrofem ©ertrauen auf bie Kräfte 
be§ menfdjlidjen ©erftanbeS burdj bie ©efaljr non .Qrrtümern rticfjt abgefd;recft, fid; 
bei ber ©el;auptung einer trügerifd;en unb feineSroegS aufrichtigen greiljcit ber 
SBiffeftfdjaft über bie @rengen fortreifen liefen, bereu tteberfdjreitung ber fdjut» 
bige ©eljorfam gegen baS gnr ©eroaljrung ber Integrität ber gangen geoffen* 
barten Sffiatjrtjeit non ©ott eingefeljte 2el;ramt ber Kircfje nid;t guläft. 53al;er 
ftimmen fo!d;e in ungli’tcflidjer S£äufd;ung befangene Katfolifen oft fogar mit jenen 
überein, bie gegen bie ©efdjtüffe be§ Süpoftolifdjen ©tnljteS unb unferer Kongre* 
gationen beflamieren, bet;auptenb, fie tjinbern ben freien ffortfd;ritt ber SBiffenfdjaft, 
unb jeijen fid) ber ©efatjr aus, jene ffianbe beS ©etjorfamS gu bredjen, bnrd; 
bie fie nacfj ©otteS SBillcn mit bem 2lpoftotifd;en ©tutjt nerbitnben finb, ber non 
©ott felbft gnm fieljrer unb ©erteibiger ber SBaljrljcit gefetzt ift. . . . —• ®a eS fid; 
um jene Unterrnerfung fjanbett, gu ber alle Katl;olifen im © e ro i f f e n nerpftidjtet 
finb, fo müffen bie tOtänner jenes KongrcffeS (fatl;olifd;er ©elefjrten nom ©eptember 
1863) and; anerfennen, e§ fei für fatfjotifdje ©etcljrte niefjt genug, baf fie bie 
Söogmen ber Kirdje anncljmen unb oereljrcn, fonbern fie müffen fidj and; ben ©nt» 
fdjeibungen unterroerfen, bie in ©egug auf bie Setjre non ben päpfttidjen Kon» 
gregationen gefällt roerben." (®atilei?l)
	        
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