4
Warnekroß, der stattliche, blondbärtige, derbknochige
Westfale, hatte den schlanken, nervösen, blassen Mkoleit
in die Nische am Gitter gedrängt und redete in seiner
breiten, ruhigen und bestimmten Weise auf ihn ein.
Unsinn — sich zu genieren! Professor Spitta kam hier
vorbei, man zog den Schlapphut, sprach ihn kurz ent.
schlossen an und trug sein Anliegen vor. Er hatte doch
schon besonderes Interesse gezeigt, eigens durch den
Studiosus Raith eine Erkundigung einziehen lassen.
„Denken Sie denn, sonst kümmert er sich um jeden
schäbigen Zeitgenossen, der bei ihm Kolleg schindet?
Da hätt' er viel zu tun. Der vierte Mann von all
seinen Hörern hat nicht berappt."
Beim Sprechen gestikulierte Warnekroß heftig mit
der Rechten, die einen niemals zusammengerollten
Regenschirm hielt. Unter dem linken Arm trug er
einen Stoß Partituren. Anders war er auf der Straße
kaum zu sehen, denn entweder ging er zur Bibliothek
oder er kam daher. Die alten Schwarten hatten ein
stattliches Gewicht. Das zwang ihn, die Hüfte zur
Stütze in Anspruch zu nehmen. Dadurch verschob sich
wieder sein Hohenzollernmantel, von dem er nur die
beiden untersten Knöpfe zu schließe:! pflegte. Alles
war Kraft an ihm: seine knochige, gedrungene Gestalt,
sein derbes, herzliches Lachen, sein Baß. Mkoleit,
um fünf Jahre jünger, wirkte zart, fast hilflos gegen
ihn, trotzdem er ihn um halbe Haupteslänge überragte.
Der junge Hamburger war bartlos. Charakteristisch
war seine ziemlich große Nase und die auffallend hohe
Stirn mit den starken Buckeln über den Augenbrauen