D. Ur teile des Auslandes
über die internationalen wissen
schaftlichen Beziehungen
Svenska Dagbladet vom 29. Dezember 1921 schreibt unter
der Überschrift:
„D er geistige Krieg nach dem Krieg e."
Einer der größten dänischen Humanisten, der weltberühmte Philo
loge Kr. Nyrop. ist kürzlich von einer Reise nach Frankreich zurück
gekommen. Ihm ist dort mit all der Wärme gehuldigt worden, die ganz
natürlich ist bei der Stellung des erhabenen Romanisten als Dänemarks
Gaston Paris und seiner während des Krieges eifrig zur Schau getragenen
Neigung für Frankreich. Nach seiner Heimkehr hat er verschiedene
interessante und sehr bezeichnende Berichte über seine Eindrücke ge
geben, von denen einige über die schleswigsche Grenzfrage in der Tages
presse wiedergegeben werden. Aber er hat auch einen anderen Aus
spruch getan über die große Frage der Wiederaufnahme der geistigen,
zwischenstaatlichen Zusammenarbeit, der sehr wohl besondere Aufmerk
samkeit verdient. Auf die Frage, wie er die Stimmung betreffend die
Wiederaufnahme der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit
gefunden habe, antwortete Professor Nyrop: „Bei den Älteren war ab
solut keine Neigung für etwaige Zusammenarbeit zu merken. Ein hoch
angesehener Wissenschaftler, dessen Namen ich nicht nennen will, sagte
zu mir: .Mein Standpunkt ist der, daß ich mit keinem Deutschen mehr
etwas zu tun haben will. Wenn ein deutscher Student unter meinen
Hörern mich um eine Fachauskunft bittet, so erhält er sie, aber weiter
nichts.'“ Nach dem Bericht in der dänischen Politiken zu urteilen,
scheint Professor Nyrop einige Worte darüber hinzugefügt zu haben,
daß die jüngere Generation der französischen Wissenschaftler*) versöhn
licher gestimmt ist.
Es ist augenscheinlich, daß das Zeugnis, das hier die Stimmung in
gerade den führenden Kreisen der französischen Wissenschaft schildert,
— „absolut keine Neigung für etwaige Zusammenarbeit“ — höchst ungern
abgeleistet ist. Aber es konnte doch nicht anders lauten.
Das Allerernsteste, wovor man hier stellt, und was die neutralen
Staaten sehr nahe angeht, ist indessen nicht das offene Zur-Schau-Tragen
einer solchen Willensrichtung, wie sie hier wiedergegeben worden ist.
Das Schlimmste sind die indirekten und verschleierten Formen, die der
Ausdruck dieser Willensrichtung in der augenblicklichen Lage oft annimmt.
Ein großer Teil der Maßregeln und Initiativen, die zur Wieder
anknüpfung der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit er
*) Eine gleiche Ansicht findet man vielfach in der englischen Presse,
die darauf hinweist, daß diejenigen Gelehrten, die im Felde gestanden
haben, den Boykottbewegungen fernstünden.