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Von diesen waren in London bei der Zusammenkunft im Juli nur Herr
Brock, Renier und O. Smith zugegen. Mit welchen Worten diese
Komiteemitglieder Belgien bevollmächtigten, die Zentralmächte vom
Kongreß auszuschließcn, ist uns noch nicht bekannt. Einem Referat der
Verhandlungen in London zufolge, das im letzten Heft der Geologischen
Rundschau erschien, geschah keine Äußerung in dieser Richtung.“
In diesem Zusammenhänge gewinnt eine Bemerkung des
Professors St ein mann (Bonn), besonderes Interesse*):
„Das Satzungskomitee wurde nach London einberufen, also in ein
Land, zu dem kein freier Eintritt für alle Nationen bestand. Es ist
schwer verständlich, warum man nicht die Stadt eines neutralen
Landes, den Haag, Stockholm, Kristiania, Kopenhagen oder Genf, dazu
gewählt hat. Denn durch die Wahl Londons wurde beispielsweise dem
Vertreter Deutschlands der Besuch der Sitzung unmöglich gemacht.
Trotzdem er die für die telegraphische Beschaffung des Passes ge
forderte Summe vorher erlegt hatte, wurde ihm die Einreiseerlaubnis
vom britischen Paßamte in Köln erst zehn Tage n a c h der Sitzung zu
gestellt. und zwar unter Berechnung der Kosten.“ (Geologische Rund
schau, XII, S. 377—378.)
Im übrigen geht jetzt in den nordischen Staaten die Bewe
gung dahin, die sonstigen „internationalen“ Kongresse, beson
ders die von Frankreich und Belgien veranstalteten, nicht mehr
zu besuchen, und sie auch in den Zeitschriften zu ignorieren.
Neutrale Vermittlungsstellen
Bei dieser Lage haben die Neutralen es für ratsam gehalten,
dringend davor zu warnen, daß deutsche Gelehrte irgendeinen
Schritt zur Versöhnung unternähmen. So äußerte sich kürz
lich der Professor der Chirurgie Thorkil Rovsing in der ,,Ber-
lingske Tidende“ zu den Versuchen deutscher Gelehrter, die
internationalen Beziehungen wiederaufzunehmen, folgender
maßen : „Die Schwierigkeit besteht ja nicht darin, die
Deutschen zu bewegen, zu den Kongressen
zu ko m m e n , sondern im Gegenteil, die Ententenationen zu
bewegen, mit den Deutschen zusammenzukommen.“ Auch in
Deutschland scheint man sich nach den verschiedenen Vor
fällen, wie es aus dem auf der Meteorologentagung in Linden
berg, Juli 1921, von deutschen, österreichischen und Meteoro
logen neutraler Länder getroffenen Überein ko m m e n**)
hervorgeht, immer mehr davon überzeugt zu haben, daß zur Zeit
durch ein Zusammenkommen aller Gelehrten der ehemaligen
*) Ausführlicheres über diese Vorgänge in dem Aufsatz: Wissen
schaft undSchuldfrage. Tägliche Rundschau, 10. Mai 1922 (Abendausgabe).
*) Original im Anhang; das Übereinkommen ist auch in den Sitzungs
berichten der „International Commission for the Investigation of the
upper Air“, Bergen 1921, veröffentlicht.