Pubertät. 83
terungen zu wirken. Die in der frühesten Jugend auftretenden Krämpfe
sind gelegentlich das erste Anzeichen einer sich später einstellenden Epi-
Jepsie; öfter aber verlieren sie sich wieder, ohne Folgen zu hinterlassen.
Bei Schwachsinnigen beobachten wir in der Regel bereits ein ver-
spätetes Erlernen von Sprechen und Gehen, geringe Teilnahme für die
Aussenwelt, stumpf-apathisches Wesen oder triebartige Unruhe nnd über-
mässiges Schreien.
Bei nervösen, psychopathischen Kindern spielen ausser Krampf-
erscheinungen und Ticks vor allem Schlafstörungen eine grosse Rolle.
Bei solchen Kindern treten gern früh unsoziale Neigungen auf, Stehlen,
Schwänzen, triebartiges Fortlaufen, auch vorzeitiges Erwachen des Ge-
schlechtstriebes mit Hang zu Unsittlichkeiten.
Lit. Nr. 90, 178, 294.
b) Pubertät.
In der Zeit der geschlechtlichen Reifung wirken eine Reihe von
inneren und äusseren Ursachen zusammen, welche bedingen, dass ge-
rade hier geistige Störungen so besonders häufig in Erscheinung treten.
Einmal vollziehen sich eingreifende Umwälzungen auf körperlichem und
seelischem Gebiete, die nicht ohne Einfluss auf eine etwa vorhandene
Veranlagung zu psychischen Ausnahmezuständen sind. Dann pflegt ge-
rade in dieser kritischen Epoche der junge Mensch aus dem Schutze
des Elternhauses ins Leben hinauszutreten und mannigfachen Ver;
suchungen ausgesetzt zu sein.
Schon bei Gesunden machen sich während der sogenannten Flegel-
jahre überschwängliches, schwärmerisches Wesen, Neigung zur Selbst-
überhebung mit Ablehnung jeder Autorität, vorschnelles Urteil und
albernes Gebahren vielfach bemerkbar. Bei Psychopathen gewinnen
solche Erscheinungen mitunter bedenklichen Umfang. Impulsive Hand-
lungen sind bei ihnen nicht selten. Auch die in der Pubertätszeit aus-
brechende Hebephrenie trägt gerne manche derartigen Züge. — Manisch-
depressives Irresein, Epilepsie und Hysterie lassen sich oft in ihrem
Beginn auf jene Zeit zurückführen.
Mit dem Erwachen des differenzierten Geschlechtstriebes
geht normalerweise Hand in Hand die Ausbildung eines höheren Be-
griffs- und Urteilsvermögens, das Entstehen eines festen Charakters.
Die noch halb unbewussten geschlechtlichen Regungen führen zunächst
zu stürmischen Freundschaften des gleichen Geschlechts, bis sich allmäh-
liches Einlenken in die normalen heterosexuellen Bahnen einstellt. Hier
überall sehen wir bei Psychopathen mannigfache Abweichungen von der
Regel: Kindische Haltlosigkeit. bleibt bestehen. Homosexuelle Neigungen
setzen sich fest. Das Triebleben erhält die Oberhand, zeigt krankhafte
Färbung.
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