Manischer Symptomenkomplex. 115
hält sich nicht, beschäftigt sich kaum, hat nur Interesse für die Vorgänge in seinem
Körper.
Gutachten.
Die mitgeteilten aktenmässigen Tatsachen und eigenen Beobachtungen zeigen,
dass B. ein von Haus aus geistig minderwertiger, seit Jahren an krankhaften Stim-
mungsschwankungen leidender Mensch ist, bei dem sich zur Zeit eine schwere hypo-
chondrische Verstimmung entwickelt hat, die seine Fähigkeit zu geordneter Beschäf-
tigung aufhebt und Erregungszustände mit wahnhafter Verfälschung der Wirklichkeit
und Bedrohung seiner Umgebung herbeiführt. Wohl ist nach fast %/4jähriger An-
staltsbehandlung eine gewisse‘ Beruhigung eingetreten und die Heftigkeit der KEr-
regungen ist mit dem Fortfall äusserer Reize zurückgegangen, aber seine phantasti-
schen Wahnvorstellungen dauern fort, die Beurteilung seiner eigenen Persönlichkeit
und die krankhafte Auffassung seiner Umgebung lässt keine Korrektur erkennen,
und es ist nach seiner Vergangenheit vorauszusehen, dass neue Krregungen mit
recht bedenklichen Handlungen wieder auftreten werden, durch die er sich und seine
Familie bedenklich schädigen kann.
Es ist nach seinem gesamten früheren Verhalten mit dauernder Genesung nicht
zu rechnen, sondern zu befürchten, dass er auch weiterhin durch urteilsloses Ver-
halten und unsinnige Unternehmungen seiner Familie schweren Nachteil zufügen wird,
Aus allen diesen Erwägungen ergibt sich, dass B. infolge geistiger
Störungen nicht imstande ist, seine Angelegenheiten zu besorgen. Er
bedarf wegen Geistesschwäche im Sinne des $ 6, 1. B.G.B. der Ent-
mündigung.
3. Der manische Symptomenkomplex.
a) Zustandsbild.
Den schärfsten Gegensatz zur Depression zeigt der manische Zu-
stand: Dauernd krankhaft gehobene, ausgelassen heitere Stimmung
ohne Mass und Ziel, ohne zureichende Begründung durch die tatsäch-
lichen Vorgänge, meist verbunden mit abnorm gesteigertem Bewegungs-
und Rededrang, mit überstürztem abspringendem Denken, sogenannter
Ideenflucht.
Das ganze Bild ist in ausgesprocheneren Fällen ausserordentlich
charakteristisch und lässt keinen Zweifel zu, dass hier ein krankhaftes
Verhalten vorliegt: Der Patient befindet sich in unablässiger Bewegung,
läuft, tanzt, schreit und singt, greift alles an, zerstört in übermässiger
Vielgeschäftigkeit, was er erwischt, putzt sich phantastisch heraus, zeigt
wildes Grimassieren und Gestikulieren, vollführt allerlei Jongleurkunst-
stückchen und gymnastische Produktionen.
Ein Hauptsymptom seiner Erregung ist ferner sein eigenartiger
Rededrang: Er schwatzt unaufhörlich, so dass er bald ganz heiser
wird. Anfangs ist der Inhalt seiner Reden noch verständlich. Es zeigt
sich, dass jeder äussere Vorgang seine Aufmerksamkeit erregt und
den Ausgangspunkt einer neuen Gedankenreihe bildet, dass aber die
Aufmerksamkeit an nichts haftet, sich immerfort Neuem zuwendet und
damit die Rede von einem Gegenstand zum anderen springt, der Faden
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