Beispiel für Simulation,
ein Geständnis aus, so ändert das nichts an der abgeschlossenen Be-
urteilung.
Ebenfalls in das Gebiet der Simulation gehört die oft versuchte
Vortäuschung von Erinnerungslosigkeit für die Zeit der
Straftat, worüber schon auf Seite 165 die Rede war. Ja, es ist schon
eine vorbeugende Simulation beobachtet worden, indem ein Krimineller
Geistesstörung vortäuschte, ehe er die beabsichtigte Straftat beging!
Lit. Nr..3, 15; 22; 40; 80; 108; 110, 121, 137, 146; 160, 1767 191°
201, 229, 243, 253, 278, 316.
Beispiel 37.
(Simulation oder degenerative Wahnbildung in der Untersuchungshaft
bei einem alten Verbrecher und Zuhälter ?)
Der 40jährige Schlosser Georg H. ist schon 18 mal vorbestraft, hat Zuchthaus
und Arbeitshaus gehabt. Seine letzte Freiheitsstrafe wegen Zuhälterei war am 11.11.11
abgelaufen. Er schwindelte darauf zunächst der Witwe W. vor, er wolle sie heiraten
und übernahm ohne Anzahlung ihr Kolonialgeschält, um es sogleich weiter zu ver-
kaufen. Dann entführte er die 17 jährige Tochter derselben Henriette W. unter dem
Versprechen der Heirat und hielt sie durch Misshandlungen zur Gewerbsunzucht an,
Da er unter falschem Namen von Ort zu Ort zog, gelang erst im Oktober 1912 seine
Verhaftung. Bei 7 Vernehmungen in den Monaten Oktober bis Januar 13 ver-
teidigte er sich geordnet und sachgemäss, schrieb auch 3 ausführliche Eingaben, die
keine Zeichen geistiger Störung erkennen lassen. Erst am 13. 1. 13, als seine Sache
schlecht stand, erklärte er plötzlich bei einer Vernehmung, er habe seine Braut er-
schossen, und gab dann völlig verworrene Antworten.
Bei seiner Untersuchung im Gefängnisse behauptet er, wilde Tiere und Schlangen
um sich zusehen, die ihn ängstigten. Er höre Schimpfen und Drohen und fühle
ein sonderbares Rucken im Körper. Er habe Kopfschmerz und Schwindel, Ohren-
sausen, und es drehe sich was im Gehirn. Nur die nervöse Angst habe ihn ruhelos
von Ort zu Ort getrieben. Das Mädchen sei seine Braut. Er habe sie nie zur Un-
zucht angehalten. Die Anzeige sei ein Racheakt der Mutter, die eifersüchtig sel,
Auch das Mädchen sei ganz verlogen, Er habe felsenfest auf das Mädchen gebaut
und nicht geahnt, dass es ihm untreu gewesen sei und sich ein Geschlechtsleiden
zugezogen habe. Ihm sei immer so, als ob er jemanden erschossen habe. Er sehe
die Leiche vor sich liegen. Dann habe er furchtbare Angst, und es müsse doch
etwas Schreckliches passiert sein. Er habe auch eine grosse Erfindung gemacht,
durch die er sehr reich werden würde. Das Mädchen habe sich in ihm verliebt ge-
habt und sich ihm aufgedrängt; er habe es gar nicht mitnehmen wollen. Nun habe
ar aber schon eine andere Braut gehabt, und die habe ihn in ihrer Eifersucht ver-
folgt und bedroht. Will ihren Namen nicht nennen; das tue nichts zur Sache,
Diese habe er dann am Wasserturm in L. erschossen. Nachts erscheine sie ihm
mit Blut bedeckt. Dann springe er vor Angst auf, und die Erscheinung verschwinde
wieder. „Es kann nicht sein! Ich glaube es nicht; es kömmt nur, wenn ich allein
bin.“ In seiner Angst habe er schon geschrien und an die Zellentüre geklopft.
Aber auch bei Tage, wenn er so allein sitze, habe er die schreckhafte Erscheinung.
Stiert plötzlich mit theatralischen Gesten in die Ecke. Sein Puls bleibt ganz ruhig;
die Pupillen sind nicht erweitert wie bei Angst. Im Kopfe will er eine Schlange
haben, die ihm durch ihre Bewegungen grosse Beschwerden bereitet, und die er
deutlich zischen höre. Er spricht den Verdacht aus, dass im Essen Gift sel;. isst
aber immer mit Appetit, Auch die angeblichen Schlafstörungen sind nicht tatsäch-
lich beobachtet.
Im Laufe der nächsten Besuche, bei denen ihm ruhig auseinander-
gesetzt wurde, dass Geisteskrankheit zur Zeit der Tat doch nicht in
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