3. Hauptteil.
Übersichtüber die Verlaufsformen der Geistes-
krankheiten.
Wenn auch zur jeweiligen Feststellung, ob Geistesstörung vor-
liegt und die Zurechnungsfähigkeit, Geschäftsfähigkeit usw. behindert,
nicht unbedingt eine genauere wissenschaftliche Diagnose über die Art
des Leidens erforderlich erscheint, auch bei dem heutigen Stande der
Psychiatrie nicht immer mit befriedigender Schärfe zu stellen ist, so
bleibt es doch immer zweckmässig, ihre Gewinnung möglichst anzu-
streben, weil wir uns nur so über manche wichtige Fragen wie Dauer,
Heilbarkeit, Rückfallsgefahr ein einigermassen sicheres Bild machen
können.
Aus diesem Grunde soll auf eine kurze Übersicht über die ver-
schiedenen Formen der Geisteskrankheiten nicht verzichtet werden. Doch
sei ausdrücklich betont, dass gerade in diesem Zweige medizinischer
Wissenschaft die Namensgebung noch ausserordentlich wechselt und
keineswegs eine allgemeine Übereinstimmung über die beste Einteilungs-
weise erreicht ist. Es handelt sich also in mancher Hinsicht mehr um
einstweilige Gruppierungsyersuche.
Jeder hier aufgeführten Krankheitsform ist nochmals eine knappe Aufzählung
der bei ihr besonders beobachteten Strafhandlungen angefügt mit Hinweisen auf die
in Betracht kommenden Abschnitte des 2. Hauptteils.
Manisch-depressives Irresein.
In dieser Gruppe werden heute die meisten manischen und depres-
siven (ängstlichen und hypochondrischen) Zustandsbilder zusammengefasst.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass sie vielfach bei der gleichen Person im
Laufe des Lebens anfallsweise auftreten oder auch unmittelbar aufeinander
folgen, gelegentlich sogar sich miteinander mischen. In der Regel läuft der
einzelne Krankheitsanfall in verhältnismässig kurzer Zeit ab. ohne zu einer