Epilepsie. 1
Leiden als einen der chronischen Verrücktheit wesensfremden Prozess
erkennen. (Siehe im übrigen unter paranoischem Zustand Seite 126!)
Der Ausgang ist wohl stets Verblödung.
Die Straftaten der Schizophrenen beruhen in erster Linie auf
ihrem Hange zu impulsiven Handlungen, wie er bei dem katatonischen
Zustandsbilde besprochen worden ist (Seite 144). Ausserdem können para-
noische Gedankengänge (Seite 132), depressive (Seite 105), hypochondrische
(Seite 118) Erregungen zu Delikten führen. Die forensische Bedeutung der
schizophrenen Demenz ist unter Schwachsinn (5. 179) besprochen worden.
Lit. Nr. 12; 144; 252, 261, 309, 310, 322.
Epilepsie.
Unter genuiner Epilepsie verstehen wir im allgemeinen eine
chronisch fortschreitende Gehirnerkrankung, welche unter zeitweisen An-
fällen von Krämpfen und Bewusstseinsstörungen im Laufe des Lebens
zu einer charakteristischen Form von Verblödung führt (S. 177).
Stellen die epileptischen Anfälle lediglich ein Symptom neben
anderen dar bei allgemeiner Vergiftung (Alkohol, Blei usw.) oder bei
organischem Gehirnleiden (Tumor, Lues cerebri usw.), so sprechen wir
von einer symptomatischen Epilepsie; ihre Prognose richtet sich
nach dem Grundleiden. Treten die Anfälle nur ganz vereinzelt nach
stärkerer Aufregung hervor, ohne dass sich eine Abschwächung der
geistigen Fähigkeiten entwickelt, mag es sich um blosse Affektepi-
lepsie bei Psychopathen handeln. Die erst in sehr vorgeschrittenem
Alter einsetzende Spätepilepsie beruht meist auf Arteriosklerose.
Für die Entstehung einer genuinen Epilepsie ist erbliche Be-
lastung, auch gleichartige, jedenfalls von erheblicher Bedeutung, ebenso
Alkoholismus und Lues der Erzeuger. Ferner sind als Ursachen zu
nennen Erkrankungen der Frucht, Geburtsverletzungen, Gehirnerschüt-
terungen und Gehirnentzündungen in der Kindheit. Rachitis, Keuchhusten,
Scharlach, Typhus werden besonders angeschuldigt. Das Leiden kann
bis in die ersten Lebensjahre zurückreichen; manchmal hat es dann zu-
nächst jahrelang ausgesetzt und ist plötzlich wieder hervorgetreten.
Oder aber die Epilepsie stellt sich zum erstenmal in der Schulzeit ein,
in der Pubertät, sogar noch im 3. Lebensjahrzehnt. Nicht immer ist
der Verlauf ein ungünstiger, vielmehr können die Anfälle mit der Zeit
an Zahl abnehmen oder dauernd selten bleiben, und ein eigentlicher
Schwachsinn braucht sich überhaupt nicht zu entwickeln.
Charakteristisch für die Epilepsie ist vor allem der grosse An-
fall: Seine Einleitung bildet in der Regel ein eigentümlich unbehag-
liches Vorgefühl (Aura), das sich äussern kann in Schwindel, Beklemmung,
Frost, Halluzinationen, Denkstörungen, Hilferufen, Laufen usw. Dann
Raecke, Lehrbuch der gerichtlichen Psychiatrie. 16
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