98
Drauf verschwört der Derwisch sich beim Himmel; 455
„Hör', o Falke! höre wackrer Strajnja!
Fester als der Stein ist meine Treue;
Möchtest du doch gleich den Säbel ziehen,
Und das halbe Türkenheer vernichten:
Solltest nicht Verrath von mir erfahren. 460
Werde nicht dein Brot mit Füßen treten,
Denn, obwohl bei dir im tiefen Kerker,
Hast du dennoch mich mit Wein getränket,
Und mit weißem Brote gut ernähret,
An der Sonn' auch oftmals mich gewärmet, 465
Und auf Ehrenwort mich freigelassen.
Hab dich nicht betrogen, hintergangen,
Hielt das Wort nicht, weil ich selbst nichts hatte,
Darum fürchte nichts von meiner Seite!
Der, nach dem du dich bei mir erkundigt, 470
Jener niächt'ge Türke Wlach-Alia,
Der hat jetzt sein weißes Zelt errichtet
Auf dem hohen Berge dort, dem Goletsch.
Nur das eine will ich dir noch sagen:
Setz dich auf dein Roß und flieh von hinnen, 475
Sonst verlierst den Kopf du dummer Weise!
Nicht auf dich verlasse dich, o Strajnja!
Nicht auf deine Faust und deinen Säbel,
Nicht auf deine giftgetränkte Lanze!
Auf den Berg wohl zu dem Türken kommst du, 480
Hin wohl kommst du, aber schwer zurücke,
Selbst mit Waffen und auf gutem Rosse;