196
Und der Pascha von Budim erwidert:
„Traue, junge Frau, dem eiuz'gen Gotte!
Was ich sage, werd' ich nimmer brechen.
Der den Meister einsängt, den Manojlo,
Und lebendig bringet in den Divan,
Oder mir den Kopf des Räubers schasset:
Diesem geb' ich die drei Lasten Geldes,
Und die Hälfte eines ganzen Sandschaks,
Wo er richte, wie ich selber richte."
Ließ das schlanke Weibchen sich bethören,
Die Gevatterin Meister Manojlo's
Ging mit ihrem Knäblein in's Gebirge,
Rief von Wald zu Wald, von Berg zu Berge,
Wo sie hörte, daß Manojlo hause,
Rief den Pathen ihres zarten Knäbleins:
„Wo, Gevatter Manojlo, bist du?
Heute sind es dreier Jahre Tage,
Daß den ungetansten Sohn ich wiege,
Und noch immer aus den Pathen warte,
Gottes und des heiligen Grabes wegen."
Dieses hört der Meister der Manojlo,
Die Gevatt'rin an der Stimm' erkennend;
Und geht er hinunter von den Bergen
Wo ihn die Gevatterin erwartet,
Nimmt den Täufling jetzt ans ihren Armen,
Nimmt ihn in die seinigen und küßt ihn,
65
70
75
80
85