Zwei Theile der Gerhard'schen Sammlung habe ich ganz
ausgeschieden. Und zwar zunächst den Abschnitt betitelt
„Anhang". Es hat damit eine eigne Bewandtnis;.
Im Sommer 1827 lernte Gerhard ans einer Reise den
Buchhändler Berger-Levranlt aus Straßburg kennen. Jin
Laufe ihrer Unterhaltung wurde auch das serbische Thema ge
streift; und Berger theilte unserem Gerhard geheimnißvoll
mit, er, Berger, habe eine Sammlung serbisch-illyrischer
Volks- und Kriegs-Lieder unter der Presse, dieselbe werde
binnen Kurzem in seinem Verlage erscheinen und nicht ver
fehlen, großes Aufsehen zu erregen, der Verfasser oder Heraus
geber, welcher vorläufig anonym bleiben wolle, sei ein in
Jllyrien geborener Italiener, jetzt aber natnralisirter Franzose;
derselbe habe, der slavischen Idiome kundig, Dalmatien, Bos
nien, die Herzegowina und Serbien bereist, an Ort und
Stelle die Gesänge des Volkes belauscht und niedergeschrieben
und sie dann Wort für Wort in das Französische übersetzt.
Natürlich interessirte sich Gerhard auf das Lebhafteste für
diese Novität. Berger übersandte ihm die Aushänge-Bogen
des Buches, welches unter dem Titel erschien:'„La Guzla,
oü clioix de poesies illyriques reciteillies dans la Dal-
matie, la Bosnie, la Croatie et FHerzegowine.“ Ger
hard übersetzte die französische Prosa des Büchleins in schöne
deutsch-serbische Trochäen und gab die ganze Sammlung als
„Anhang" feinem zweiten Bande bei.
Heute wissen wir, daß der Verfasser von „Da Guzla"
kein Italiener war, sondern der französische Schriftsteller
Prosper Merimse, geboren am 28. September 1803, ge
storben am 4. October 1870, bekannt vor Allem durch seine
vortresslichen Geschichtsbilder, durch seine Novellen, unter
welchen die ans Corsica spielende „Colomba" die erste Stelle