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Sammlung serbischer Lieder, für welche er, wie oben erzählt,
aus ganz anderen Quellen geschöpft hat.
Ich habe den ganzen „Anhang" weggelassen. Wer sich
für diese Gedichte interessirt, der findet sie bei dem Abbate
Fortis, oder auch bei Prosper Morimöe, welcher letztere in
deß den Fortis'schen Text stark retouchirt und für seine Fran
zosen, und zwar nach dem Geschmacke der damals dort herr
schenden „Romantiker", Victor Hugo und Genossen, zurecht
gemacht hat. Gerhard's „Wila" kann diese Zuthat füglich
entbehren, ohne dadurch etwas an ihrem Werthe zu verliere».
Uebrigens sind die Gedichte der Mörimee'schen „Gusle"
keineswegs, wie er uns 1840 glauben machen wollte, freie
Schöpfungen seiner dichterischen Phantasie, sondern mehr
oder weniger dein Reisewerke des italienischen Abbe entnommen,
worauf Göthc auch schon unmittelbar nach dem Erscheinen
der „Gusle" aufmerksam gemacht hat (Werke, Ausg. letzt.
Hand, Bd. XliVI., nachgelassene Werke Bd. VI. Seite 135
und ss.)
„Es ist noch nicht lange her," schreibt Göthe 1828, „daß die
Franzosen mit Lebhaftigkeit und Neigung die Dichtartcn der
Ausländer ergriffen und ihnen gewisse Rechte innerhalb des
ästhetischen Kreises zugestanden haben. Es ist gleichfalls erst
kurze Zeit, daß sie sich in ihren Prodnctionen auch auslän
discher Formen zu bedienen geneigt werden. Aber das Aller
neueste und Wundersamste möchte denn doch sein, daß sie so
gar unter der Maske fremder Nationen auftreten und uns
in geistreichem Scherz durch untergeschobene Werke auf die
angenehmste Weise zum Besten haben, indem wir ein proble
matisches Werk erst als ein fremdes Original ergötzlich und
bewundernswürdig finden, sodann aber, nach der Entdeckung,
uns abermals und aufs Neue an deren gewandtem Talent er
freuen, das ju solchen ernsten Scherzen sich geneigt erwies.
— „Wir wurden aufmerksam, daß in dem Worte Gusle