Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

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und auch heule noch dehnt sich das Herrschaftsgebiet der ser 
bischen Sprache rind der serbischen Volkslieder weit über die 
Grenzen des Milan'schen Regimentes ans. Wenn heute ein 
zweiter Duschan wiederkehrte, würde es ihm nicht schwer 
werden, sich wieder ein serbisches Reich zu constrniren, — 
vorausgesetzt, daß sein Werk nicht ebenfalls „verpfuscht" 
würde durch die europäische Diplomatie, welche zur Zeit des 
alten Duschan glücklicher Weise noch nicht eristirte. 
Als die Serben (deren Name uns an die Sorben im 
östlichen Deutschland erinnert, — an jene Sorben, deren 
Niederschläge noch heute z. B. in der Lausitz eristiren —), 
in dieses Land einwanderten, waren sie ein kriegerisches No 
madenvolk, welches dort die schwache römische Herrschaft leicht 
unterwarf. Sie waren damals „Heiden" und Spuren ihres 
Heidenthumes finden sich auch noch in ihren Helden- und 
Franen-Gesängen. Während die Slawen des Nordens, die 
Polen, die Tschechen, die Sorben, von den Zeiten Karls des 
Großen an gerechnet, mit Westeuropa in Verbindung traten 
und später den lateinischen Glauben annahmen, hielten 
sich die Serben stets zur orientalischen Kirche. Sie ver 
schmähten jedoch das Griechisch und hielten von Anfang -an 
ihren Gottesdienst auf Serbisch; und als sie die Autorität 
des byzantinischen Reiches anerkannten, hielten sie doch an 
ihrer kirchlichen, finanziellen, politischen und commnnalen Au 
tonomie fest. Im zehnten Jahrhundert schickte der byzanti 
nische Kaiser einen Statthalter aus, um Serbien ebenfalls 
dem im übrigen oströmischen Reiche herrschenden Stener-Sy- 
stem zu unterwerfen. Dagegen erhob sich Serbien unter Füh 
rung seiner Häuptlinge, an deren Spitze Held Woilaw stand. 
Der Kaiser Konstantinos Monomachos schickte nun zur See 
ein Heer aus, allein es wurde, bevor es von der Meeres 
küste in das Innere des Landes gelangte, tu den Bergpässen 
ans das Haupt geschlagen. Diesen Sieg verherrlichen serbische
	        
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