Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

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über die Amselfclder Schlacht bereits kurz skizzirt habe, ein 
ander gegenüber, Murad an der Spitze seiner meist asiatische!, 
Truppen und Kral Lazar an der Spitze (so sagt der 
türkische Chronist) „des Heeres der Ungläubigen der 
sieben Zungen", d. i. der Serben, Bulgaren, Bosniaken, 
Albanesen, Walachei!, Polen und Ungarn, ivelches Heer hier 
sich auf mehr als 200,000 Manu belaufen haben soll. 
Der Anblick der der Zahl nach jedenfalls weit unter 
legenen Osmanen hob die Kainpflust der Christen bis zun, 
Uebermnthe und bis zu unbegreiflicher Leichtfertigkeit. Man 
hielt sich des Sieges in der That schon für so versichert, das; 
Lazars Neffe, Wuk Brankowich, laut erklärte, er allein werde 
mit seinen Truppen im Stande sein, die Osmanen zu Bodeir 
zu werfen. Um indessen den Muth seines Heeres noch mehr 
anzufeuern, setzte Lazar selbst die Hand seiner Tochter und 
zehn der bevölkertsten und reichsten Städte seines Landes als 
Preis für Denjenigen fest, welcher ihm Murad gefangen vor 
führen würde. Fünf andere Städte wurden in gleicher Weise 
von dem Könige von Bosnien als Preis der Tapferkeit aus 
gesetzt, und jeder der kleineren Fürsten versprach je nach 
Kräften die Thaten der Seiuigcn zu belohnen. 
Auf der anderen Seite dagegen ging Sultan Murad 
nicht ohne lebhafte Besorgnisse in den Kampf. Um sich selbst 
von der Stärke und der Stellung'des Feindes zu überzeugen, 
bestieg er an dein Tage vor der Schlacht mit seinem Sohne 
Bajesid eine benachbarte Anhöhe, welche ihm einen leichten 
Ueberblick über die ganze Schlachtlinie der Serben gewährte. 
Und als er hier nun die unermeßlichen Schaaren schwerbe- 
panzerter Krieger erblickte, welche, wie der türkische Chronist 
Seadeddin sich ausdrückt, die ganze Ebene gleichsam in ein 
Meer von Eisen verwandelten, als er gewahr ivurdc, daß sein 
eigenes Heer nur den fünftel, Theil so stark sei, wie das Heer 
der Christen, da zweifelte er noch) ob nian den Kampf wagen
	        
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