25
über die Amselfclder Schlacht bereits kurz skizzirt habe, ein
ander gegenüber, Murad an der Spitze seiner meist asiatische!,
Truppen und Kral Lazar an der Spitze (so sagt der
türkische Chronist) „des Heeres der Ungläubigen der
sieben Zungen", d. i. der Serben, Bulgaren, Bosniaken,
Albanesen, Walachei!, Polen und Ungarn, ivelches Heer hier
sich auf mehr als 200,000 Manu belaufen haben soll.
Der Anblick der der Zahl nach jedenfalls weit unter
legenen Osmanen hob die Kainpflust der Christen bis zun,
Uebermnthe und bis zu unbegreiflicher Leichtfertigkeit. Man
hielt sich des Sieges in der That schon für so versichert, das;
Lazars Neffe, Wuk Brankowich, laut erklärte, er allein werde
mit seinen Truppen im Stande sein, die Osmanen zu Bodeir
zu werfen. Um indessen den Muth seines Heeres noch mehr
anzufeuern, setzte Lazar selbst die Hand seiner Tochter und
zehn der bevölkertsten und reichsten Städte seines Landes als
Preis für Denjenigen fest, welcher ihm Murad gefangen vor
führen würde. Fünf andere Städte wurden in gleicher Weise
von dem Könige von Bosnien als Preis der Tapferkeit aus
gesetzt, und jeder der kleineren Fürsten versprach je nach
Kräften die Thaten der Seiuigcn zu belohnen.
Auf der anderen Seite dagegen ging Sultan Murad
nicht ohne lebhafte Besorgnisse in den Kampf. Um sich selbst
von der Stärke und der Stellung'des Feindes zu überzeugen,
bestieg er an dein Tage vor der Schlacht mit seinem Sohne
Bajesid eine benachbarte Anhöhe, welche ihm einen leichten
Ueberblick über die ganze Schlachtlinie der Serben gewährte.
Und als er hier nun die unermeßlichen Schaaren schwerbe-
panzerter Krieger erblickte, welche, wie der türkische Chronist
Seadeddin sich ausdrückt, die ganze Ebene gleichsam in ein
Meer von Eisen verwandelten, als er gewahr ivurdc, daß sein
eigenes Heer nur den fünftel, Theil so stark sei, wie das Heer
der Christen, da zweifelte er noch) ob nian den Kampf wagen