Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

27 
traueng auf die Hülfe des Höchsten überwand aber auch am 
Ende bei Sultan Mnrad die Größe der Furcht. Die ganze 
Nacht vor der Schlacht brachte er in inbrünstigem Gebete 
hin, in welchem er mit Thränen im Ange für sein Heer den 
Beistand des Herrn, für sich selbst das Märtyrerthum im 
heiligen Kampfe gegen die Ungläubigen erflehte. Ans Seiten 
der Feinde war indessen der Vorschlag gemacht worden, die 
Schlacht noch während der Nacht zu beginnen; allein ein 
albanesischer Häuptling, Georg Castriota, erklärte sich dagegen, 
weil, meinte er, die Osmanen in der Dunkelheit nur um so 
leichter durch die Flucht entkommen könnten. Also ward der 
Angriff bis auf den Morgen verschoben. 
Mit Tagesanbruch fiel ein starker Regen, welcher den den 
Osmanen bisher so lästigen Staub löschte, nnb gleich darauf 
trat ein heiteres klares Wetter ein, welches beide schon znm 
Kampfe geordnete Schlachtlinien in ihrer ganzeir Ausdehnung 
in vollem Glanze zeigte. Das Schlachtfeld von Kossowo 
bildet eine von leicht aufsteigenden Anhöhen umgebene läng 
liche Ebene, deren größte Ausdehnung der Länge nach 20,000, 
der Breite nach 5000 Schritte messen soll. Ein kleiner Bach, 
die Sitnitza, theilt sie der Länge nach in zivei Hälften. An 
beiden Ufern desselben dehnten sich damals die Schlachtlinien 
der Serben und der Osmanen in folgender Ordnung aus: 
Auf dem rechten Ufer, den Rücken nach Nordeir gekehrt, stan 
den die Serben, auf dem linken gegen Süden hin die Os 
manen. Bei jenen befehligte Kral Lazar selbst das Mittel 
treffen, sein Neffe, Wnk Brankowich, den rechten und der 
König von Bosnien den linken Flügel; die Ungarn, die Bul 
garen und ein Theil der Albanesen und die Truppen der Her 
zegowina bildeten das Hintertreffen. Sultan Murad be 
obachtete die zuerst in der Schlacht von Konia angenommene 
Schlachtordnung. Er selbst stand mit den Janitscharen und 2000 
auserlesenen Bogenschütze» im Centrum; den rechten Flügel, die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.