Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

' kündeten, welche nicht durch die Schwerter und die Keulen 
der Osmanen umkamen, fiel in die Gefangenschaft und 
wurde, in Fesseln geschlagen, in die Sclaverei abgeführt. 
Aber auch Mnrad, hocherfreut ob dieses herrlichen Sieges, 
sollte dein Verhängnisse nicht entgehen und fand hier den 
Märtyrertod, welchen er während der Nacht selbst erfleht hatte. 
Denn während er, so erzählt der genannte Seadeddin, 
noch ans dein Schlachtfelde weilte, um seiii siegreiches Heer, 
ivelches von der Berfolgiing des Feindes zurückkehrte, vorbei 
ziehen zu sehen, da erhob sich aris einem Haufen Erschlagener 
ein schwer verwundeter serbischer Edclherr, drängte sich, unter 
dem Vorwände, daß er Willeirs sei, sich zuin Islam zu be 
kehren, und dem Sultan etwas mitzutheilen habe, durch 
Mnrad's Gefolge und Leibwachen, und stieß ihm, indem er 
zriin Fußkusse zugelassen wurde, den Dolch in den Unterleib. 
Auf der Flucht, welche der Mörder, Milosch Kobilowitsch, so 
gleich ergriff, stieß er zwar noch einige von Mnrad's Leib 
wachen, welche ihn aufzuhalten suchten, iiieder und entging 
dreimal seinen Verfolgern, am Ende aber erlag er der Masse 
und wurde unbarmherzig erschlagen. Sobald Mnrad, dessen 
Wunde nicht augenblicklich tödtlich war, sein nahes Ende fühlte, 
ließ er sogleich seinen Sohn Bajesid zu sich berufen, erhob 
- ihn selbst noch auf den Thron und richtete an ihn sterbend 
mahnende Worte über die Hinfälligkeit menschlicher Dinge 
und die Größe seiner Pflichten als Beherrscher des osmani- 
schen Reiches. So starb Sultan Murad mitten unter den 
Trophäen des größten und wichtigsten Sieges, welcher seine 
Heldenlanfbahn beschloß, im 86. Jahre seines Alters, im 31. 
seiner Regierung durch den Dolch eines Mörders. 
Zinkeisen fügt dieser Darstellung folgende Bemerkung 
hinzu! „Aber nicht blos die Niederlage der Serben und 
Mnrad's Tod machten die Schlacht bei Kossowo im Jahre 1389 
zu einer der merkwürdigsten Epochen in der älteren Geschichte
	        
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