Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

43 
Sänger ober eine Sängerin vor und der Chorus repetirt. Ein 
ander Mal singen zwei Chöre, wie bei unsrem deutschen 
„Die Bintschganer wollten wallfahrten gehn". (Siehe den 
Text und die Melodie dieses bayrischen Volksliedes bei L. E rck' s 
„Liederhort", Bd. I. S. 399, und in dem in Lahr bei 
Moriz Schaunbnrg erschienenen „Deutschen Commers- 
b u ch", XVIII. Auflage, S. 298). Erst wenn dieser Gesang zu 
Ende ist, fällt die Musik ein, um die Panse zu füllen. Zur 
Musik singt man die Refrains, wie: „Daäols m!1s — of 
lado oj — qj dodo oj dodole — Oj leljo poleljo — Te- 
dena redena.“ Die Bedeutung dieser Worte ist schwer zu 
ermitteln. Fräulein von Jacob (Talvj) versicherte, Lado sei 
die Göttin der Liebe, Lela der Gott der Liebe und Polela die 
Göttin der Ehe und mit diesen heidnischen Göttern hingen 
die Refrain-Worte zusammen. 
Die Botschaft hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. 
Von den genannten Göttern und Göttinnen wollte in dem 
heutigen Serbien, als ich es vor anderthalb Jahren bereiste, 
kein Mensch etwas wissen. Die „Kalnger" repndiirten sie 
sogar mit priesterlich-sittlicher Entrüstung. Ich glaube die 
Worte dieser serbischen Refrains stehen ans gleicher Linie mit 
den Worten der Jodler und Juchzer oder Juch-Hehezer, welche 
uns aus unsren deutschen Gebirgen und den dort gesungenen 
Volksliedern bekannt sind. Wir Deutsche würden uns eben 
so sehr in Verlegenheit befinden, wie die Serben, wenn wir 
wißbegierigen Ausländern den Sinn dieser Worte interpre- 
tiren sollten. Unser: „Hudiöh, Hödiuh" u. s. w. steht, wie es 
mir scheint, durchaus nicht auf einer höheren Stufe, als das 
serbische: „Doljo poleljo“ it. s. w. 
Zwischendurch, d. h. zwischen den ernsthaften Kolo-Ge- 
sängen, läßt irgend ein schelmischer Bursch oder eine witzige 
Dirne ein Impromptu in Versen los, welches lebhaft an jene 
„Schnadahupferl" erinnert, wie wir sie aus unsern deut-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.