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Sänger ober eine Sängerin vor und der Chorus repetirt. Ein
ander Mal singen zwei Chöre, wie bei unsrem deutschen
„Die Bintschganer wollten wallfahrten gehn". (Siehe den
Text und die Melodie dieses bayrischen Volksliedes bei L. E rck' s
„Liederhort", Bd. I. S. 399, und in dem in Lahr bei
Moriz Schaunbnrg erschienenen „Deutschen Commers-
b u ch", XVIII. Auflage, S. 298). Erst wenn dieser Gesang zu
Ende ist, fällt die Musik ein, um die Panse zu füllen. Zur
Musik singt man die Refrains, wie: „Daäols m!1s — of
lado oj — qj dodo oj dodole — Oj leljo poleljo — Te-
dena redena.“ Die Bedeutung dieser Worte ist schwer zu
ermitteln. Fräulein von Jacob (Talvj) versicherte, Lado sei
die Göttin der Liebe, Lela der Gott der Liebe und Polela die
Göttin der Ehe und mit diesen heidnischen Göttern hingen
die Refrain-Worte zusammen.
Die Botschaft hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Von den genannten Göttern und Göttinnen wollte in dem
heutigen Serbien, als ich es vor anderthalb Jahren bereiste,
kein Mensch etwas wissen. Die „Kalnger" repndiirten sie
sogar mit priesterlich-sittlicher Entrüstung. Ich glaube die
Worte dieser serbischen Refrains stehen ans gleicher Linie mit
den Worten der Jodler und Juchzer oder Juch-Hehezer, welche
uns aus unsren deutschen Gebirgen und den dort gesungenen
Volksliedern bekannt sind. Wir Deutsche würden uns eben
so sehr in Verlegenheit befinden, wie die Serben, wenn wir
wißbegierigen Ausländern den Sinn dieser Worte interpre-
tiren sollten. Unser: „Hudiöh, Hödiuh" u. s. w. steht, wie es
mir scheint, durchaus nicht auf einer höheren Stufe, als das
serbische: „Doljo poleljo“ it. s. w.
Zwischendurch, d. h. zwischen den ernsthaften Kolo-Ge-
sängen, läßt irgend ein schelmischer Bursch oder eine witzige
Dirne ein Impromptu in Versen los, welches lebhaft an jene
„Schnadahupferl" erinnert, wie wir sie aus unsern deut-