Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

Fastnachtssängern, endlich auch im Frühling Schwalben-Ver- 
kündenden mit wohlwollender Behaglichkeit Pfennige, Butter- 
semmeln und bemalte Eier zu reichen das Vergnügen hatten. 
Von allem Diesem scheint nur noch der Erntekranz übrig zu 
sein, der aber eine kirchliche Form angenommen hat." 
Göthe irrt hier, wenn er glaubt, daß das „Drei-König- 
Singeu" zu der Zeit, wo er schrieb, aufgehört und nur 
den „vorpölizeilichen" Zeiten angehört habe. Es ist heut zu 
Tage noch in katholischen rheinisch-fränkischen Landen im 
Schwange. 
Ich „Endesunterfertigter Schreiber dieses" (wie es im 
österreichischen Kanzlei-Style heißt) habe noch in meinen 
eigenen Kinderjahren, während der zwanziger und zu Anfang 
der dreißiger Jahre des gegenwärtigen Jahrhunderts, als einer 
fogethaner „Heilig-Drei-König" fungirt, indem ich ent 
weder auf einer Bohnen-Stange den goldpapierenen Stern, 
oder auf meinem flachsblonden Haupt die Pappenkrone trug, 
oder mein Gesicht schwarz angestrichen hatte, — was, wenn 
es nicht wieder abgehn wollte, oder die Wäsche in Mitleiden 
schaft gezogen hatte, zu Hause, mors unrjoruva, heftige Prügel 
absetzte. 
llebrigens hat Göthe selbst diese uralte Sitte des Kinder- 
Heischens aus Drei-König-Tag (Epiphanias) durch sei» 
Gedicht: 
„Die heiligen drei König' mit ihrem Stern. 
Sie essen. sie trinken, »nd bezahlen nicht gern. 
Sie essen gern. 
Sic trinken gern. 
Sie essen, trinken »nd bezahlen nicht gern" u. s. ln.. 
(Werke, I. 184—165) unsterblich gemacht. Just solche con- 
sumtions- aber nicht zahlungsfähige „Heilig-Drei-König" waren 
auch wir, als wir vor beinahe einem halben Jahrhundert 
singeli und heischen gingen in rheinischen Landen.
	        
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