Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

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Von den deutschen „Heilig-Drei-König"-Banden 
unterscheiden sich die serbischen Königinnen-Umzüge 
hauptsächlich dadurch, daß erstere vorzugsweise ans Knaben 
und letztere vorzugsweise aus Mädchen bestehen und daß 
erstere kurz nach Neujahr rmd letztere kurz vor Pfingsten die 
Gegend unsicher machen. Solch eine serbische Deputation be 
steht aus einem Trupp Mädchen von 12 bis 15 Jahren, be 
gleitet von jungen Burschen, ihren Vettern, Brüdern und 
sonstigen Verwandten. Ein Dudelsack darf natürlich auch 
dabei nicht fehlen. Eines der Mädchen stellt die Königin 
vor. Es trägt einen mit Goldpapieren beklebten Scepter' und 
eine aus Tüchern gewundene, mit Blumen und Flittern ver 
zierte Krone. Neben ihr fnngirt eine zweite als Fahnenträ 
gerin. (Ein Fahnenträger, „Berjaktar" muß überall mit 
dabei sein, im Felde nicht nur, sondern auch bei den Hoch 
zeiten und sonstigen Festivitäten). So ziehen die Kinder von 
Hof zu Hof, geschmückt mit Blumen und Kränzen. Vor der 
Thüre fassen sie Posto. Man bringt der „Königin" einen 
Sessel heraus, auf welchen: sie sich huldreich niederläßt. Ihre 
Getreuen schaaren sich um sie, und nun widmet man der 
Hausgenossenschaft ein Lied, welches auch deren Standes- und 
sonstigen Verhältnissen angepaßt ist. Wie mir scheint, liegt 
diesen Liedern meistens eine ältere Form zu Grunde, welche 
durch spätere Modificationen sachgemäß zurechtgemacht ist. 
Andre tragen den Charakter neuerer Dichtung und einige den 
reiner Improvisationen. Alle aber geben interessante Auf 
schlüsse über die Sitten und Weltanschauung des serbischen 
Volkes. 
Aehnliche Trupps von Mädchen setzen sich in Bewegung, 
wenn im Sommer eine lange Trockenheit herrscht und man ver 
gebens den Regen herbeisehnt. Diese „Regen-Mädchen" 
unterscheiden sich von den Pfingstmädchen dadurch, daß ihr 
Oberhaupt nicht „Königin" genannt wird, sondern „Dodola"
	        
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