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Von den deutschen „Heilig-Drei-König"-Banden
unterscheiden sich die serbischen Königinnen-Umzüge
hauptsächlich dadurch, daß erstere vorzugsweise ans Knaben
und letztere vorzugsweise aus Mädchen bestehen und daß
erstere kurz nach Neujahr rmd letztere kurz vor Pfingsten die
Gegend unsicher machen. Solch eine serbische Deputation be
steht aus einem Trupp Mädchen von 12 bis 15 Jahren, be
gleitet von jungen Burschen, ihren Vettern, Brüdern und
sonstigen Verwandten. Ein Dudelsack darf natürlich auch
dabei nicht fehlen. Eines der Mädchen stellt die Königin
vor. Es trägt einen mit Goldpapieren beklebten Scepter' und
eine aus Tüchern gewundene, mit Blumen und Flittern ver
zierte Krone. Neben ihr fnngirt eine zweite als Fahnenträ
gerin. (Ein Fahnenträger, „Berjaktar" muß überall mit
dabei sein, im Felde nicht nur, sondern auch bei den Hoch
zeiten und sonstigen Festivitäten). So ziehen die Kinder von
Hof zu Hof, geschmückt mit Blumen und Kränzen. Vor der
Thüre fassen sie Posto. Man bringt der „Königin" einen
Sessel heraus, auf welchen: sie sich huldreich niederläßt. Ihre
Getreuen schaaren sich um sie, und nun widmet man der
Hausgenossenschaft ein Lied, welches auch deren Standes- und
sonstigen Verhältnissen angepaßt ist. Wie mir scheint, liegt
diesen Liedern meistens eine ältere Form zu Grunde, welche
durch spätere Modificationen sachgemäß zurechtgemacht ist.
Andre tragen den Charakter neuerer Dichtung und einige den
reiner Improvisationen. Alle aber geben interessante Auf
schlüsse über die Sitten und Weltanschauung des serbischen
Volkes.
Aehnliche Trupps von Mädchen setzen sich in Bewegung,
wenn im Sommer eine lange Trockenheit herrscht und man ver
gebens den Regen herbeisehnt. Diese „Regen-Mädchen"
unterscheiden sich von den Pfingstmädchen dadurch, daß ihr
Oberhaupt nicht „Königin" genannt wird, sondern „Dodola"