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wuchs und Kleinholz. Wirft Einer Kant auf den Haufen
des in Ehrwürde verrosteten Alteisens, verpopanzt,
romantisch oder boernisch, den Herrn Geheimbderath
von Goethe, nennt Bismarck aller Übel, brutalen Macht
mißbrauches und fortzeugender Verlogenheit, üblen
Vater: wer darf so „originelle Einstellung“ verdammen?
Weh Dem aber, der mit dem Hammer des Zweifels die
(durchaus nicht blecherne) Spenglerei beklopft, unter
Schillers prächtig funkelndem Wortmantel und dem
aus Edelgedanken „ästhetisch“ gewirkten Wams nur
armsälige (obendrein weiblose) Theatermenschheit er
fühlt oder den Caprivis Wilhelms oder Fritzens die
Reverenz weigert. Seltsam? „Der Held“, notirt tn den
Tagen bonapartischen Hochfluges Goethe, „kann nur
vom Helden anerkannt werden; der Kammerdiener
wird wahrscheinlich Seinesgleichen zu schätzen wissen“.
Und differenzirendes, fest einschränkendes Urteil wird
nur da ärgern, wo dem Beurteilten der Hörer sich so
nah fühlt, daß er ihn „begreifen“ kann. Müßte er aber,
um in die hohe Sphäre der Schöpferköpfe zu gelangen,
sich (ohne den Erfolg sichernden Garantiepakt) vom
Dust heben, dann kitzelt ihn wonnig jedes Bemühen,
den Ragenden vom Sockel zu zerren und zu zeigen,
daß dessen Grobheit „übertrieben“ wurde.
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O ster als die Aloe des Heldentumes blüht, überall,
die Aster des bunten Kammerdieriergeistes, „für
den es keinen Helden gibt“, wie schon Makedoniens erster
Antigonos, ein früher .Ironiker, merkte. Dieses Geistes
feinste Blüte ist heute Alldeutschlands Entzücken. Name?
Auf dem Papptäfelchen am Holzpflock des Beetes
stehen die Buchstaben G. B. S. Das bedeutet nicht
etwa Greatest Barnum Show, sondern George Bernard
Shaw. Den ungemein reich begabten Aristophaniker,
der in unsere Zeit des Protzens mit Demokratie paßt.