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Aber wirklich liebte ihn nur Margueritta und wirklich
liebte er nur sie.
Was ist das „wirklich“?!
Über der Anderen schwebte das Schicksal. In ihr
sang es: „O meine Berge — — —“. Und doch küsste
sie ihn so sanft und sagte: „Du, Herr Albertl .“
Aber den Herrn von Bergmann mit dem gelben
Fellchen und den krummen Beinchen und den riesigen
Ohren —• — den liebte sie „wirklich“!
Wenn er vorüberwatschelte, hatte sie eine tiefe
Sehnsucht — — —. Sie stand da mit ihren ver
schmähten Zuckerstückchen und warf sie in’s Wasser — —.
Der junge Mann fühlte die Tiefe.
Die Mutter sagte einfach: „Rositta ist schwer zu
behandeln. Ich sehe darauf, dass sie viel schläft. Ich
möchte Aufregungen von ihr ferne halten — — —.“
Auch das Mutterherz fühlte das „schwebende
Schicksal. “
Der junge Mann behandelte Beide gleich. Beide
küsste er, mit Beiden ging er Hand in Hand über die
Esplanade, mit Beiden ruderte er in den Abendstunden
langsam auf und ab — — —. Beiden schenkte er
zum Abschied, im Herbst, zwei goldene Kuhglöckchen,
als Broche, mit dem eingeätzten Worte „See-Ufer“.
Rositta sang am nächsten Morgen in der Stadt
mit ihrer Altstimme: „O meine Berge, meine Berge — !“
Es war doch ein Lied — — ein Lied!
Margueritta hörte zu und dachte: „Du Dichterin,
Du Sängerin — —! “
Dann sagte sie einfach: „Rosie, Du bist über
trieben — — — 1“