Full text: Wie ich es sehe

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„Die Katze ist ästhetisch,“ sagte der Dichter, „das 
ist unser einziger Massstab. Sie ist schön, sie ist be 
weglich wie die Dichterseelen.“ 
„Amen — — —sagte O. und hatte eine un 
geheure Verachtung so ohne direktes Objekt. 
B. erbleichte, zog sich zusammen wie mimosa 
pudica, setzte sich quasi die Dornenkrone auf. Er be 
kam den „leidenden Zug“. 
„Ein Sturm wird sich erheben und Euch weg 
raffen — —- —,“ rezitirte er aus seinem socialen Epos. 
Dann sagte er milde wie ein Karmeliter: „O., mein 
Lieber, du bist auf falschen Wegen — — —.“ 
O. war der Feind, der Feind schlechtweg. Er 
repräsentirte die „ideale Nerven-Aristokratie.“ Er war 
seelig, wenn Einer Etwas schrieb, was der „gemeine 
Mann“ nicht mehr verstand. Das genügte ihm. Darum 
bewunderte er den Dichter und nannte ihn einen Sym 
bolisten, einen Geheimnisvollen, Einen, der da kommen 
wird! „Wir Hundert“ sagte er immer statt „Wir 
oberen Zehntausend“. Er hätte am liebsten gesagt: 
„Wir Zehn“. Aber er genirte sich. 
B. sass da, hielt Einkehr in sich. Er begann sich 
zu läutern, über sich selbst langsam emporzuschweben 
und sein Ich hinter sich zu lassen. 
Er fühlte, dass man jungen begeisterten Künstlern 
zur „schönen Entwicklung“ verhelfen müsse, selbst 
wenn, im Falle dass — — —. 
Er sagte daher: „Deine Sache mit der Katze ist 
übrigens fein, du wirst schon dein Publikum haben —.“ 
Alle fühlten, dass B. wirklich „ethisch imprägnirt“ 
war. Das bewirkte eine milde Stimmung, Rücksicht, 
Verständnis. Es kam ein „humaner Zug“ in die Ge-
	        
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