Sinführung.
SF)“ großen politijdhen Doktrinen, die das {taatliche Leben der Völker
ent/cheidend beeinflußt haben, find niemals Erzeugniffe eines
aus[ließlich theoreti{dh gerichteten Crkenniniswillens. Sie erwadfen
vielmehr aus einer beftimmten fjeelijdhen Einjtellung gegenüber den
Erfcdheinungen . des men|hlidhen Zujammenlebens; fie ftellen den
Ausdrucd eines ganz perfönlidhen fozialen Lebensgefühl8s, einer in-
jtinftiven politifdhen Willensridhtung dar. Selbit diejenigen Staats-
theoretifer, die für ihre Doktrin diefen Willenscharakter ablehnen,
unterliegen diejer Regel. Auch fie treten an die Aufgabe der iheore-
tijdhenm Formulierung mit einem Vorrat von fertigen Wertungen
heran, die in ihrer feelifchen Struktur wurzeln und von ihnen daher
ginfach als felbjtverjtändlih empfunden werden. Innerhalb des
Syltems bilden dieje apriori/hen Wertungen ein irrationales, lebten
Endes unbeweishbares Element, das dem Handelnden nur die Wahl
[läßt zwijdhen Anerkennung und Ablehnung.
So perfünlid nun aber diefer Yuellpunkt alle3 Holitijhen
Denkens auch jein mag, fo ftellt er doch nichts in fih Einfaches dar,
das fi der AWnalyfje entzöge. Zeitgefdhidhtlidhe Momente, geogra-
phifche und fogiale, völfifhe und religiöfe Faktoren wirken in
weiteftem Umfange auf das Wertbeimwuktfein des Iheoretikers et.
Und eben diefe Elemente, die feine politijhe Mentalität von innen
her formen halfen, findet der Denker in der Außenwelt als reale
Kräfte wieder, Sie gleidhen der Luft, die er ein- und ausatmet, die
aber gleichzeitig feiner theoretijdhen Befinnung einen atmofphärifchen
Widerftand entigegenfebt. Denn die Wechfelwirkung zwijhen Per-
fönlichfeit und HZeitgeift, die eine Doktrin unter Umftänden zur be-
griffliden Verdichtung der Sehnfüchte und Hoffnungen eines ganzen
SGe{chledhtes maden kann, braucht dem Syftemwillen des DYDenkers
durchaus nicht immer förderlich zu fein. Eine unglinftige terminolo-
gifhe Überlieferung, feindlidhe DenkgewohHnheiten feiner Zeit vermögen
feine urfprünglicdhe Yntiuition zu trüben, Reale Faktoren Können ihm