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ten, wenn der Glaube jenseits ist? Will man aber zusammen
treten, so verständige man sich redlich und werde eins
in dem Herrn, der es allein wohl versteht. Wenn Er un§.
erkennt, so erkennen wir I h n und haben weiter nichts zu
fragen noch zu zanken."
Wo finden wir nun aber die zu vergleichenden Kirchen selbst;
wo sind sie, und was gehört alles zu ihnen? Im allgemeinen
können wir antworten: der Osten und Norden Europas wird mit
dem Süden und Westen (und mit Nordamerika) verglichen, so daß
die Grenze in Deutschland durch das das rechte Rheinufer be
grenzende Gebirge gebildet wird, indem das Rheintal selbst vor
zugsweise der reformierten Kirche angehört. Wir können natürlich
bei solcher geographischen Einteilung und bei solchem allgemeinen
Ueberblick die wenigen zerstreuten Gemeinden der einen Partei im
Gebiete der andern nicht berücksichtigen, die zum Teil auch nur
durch gewaltsame Vertreibung aus katholischen Staaten, oder durch
allmähliches Anpflanzen entstanden sind. Auch haben solche verein
zelte Gemeinden sich selten in ihrer Eigentümlichkeit unverändert
erhalten und noch weniger sich in derselben weiter ausgebildet,
vielmehr meistens nicht recht gedeihen wollen. Die Lutheraner
haben sich ganz besonders, sobald sie vereinzelt existierten, den
Reformierten angenähert, wie in Holland und Nordamerika und
auf höchst auffallende Weise in Jülich-Eleve-Berg, wo die Luthe
raner sich äußerlich wenigstens, in Kultus, Verfassung und
Sitte, weit mehr von den sächsischen Lutheranern als von den
rheinischen Reformierten unterscheiden. — Die lutherische Kirche
finden wir in ganz Süd- und Norddeutschland, in Preußen, in den
deutschen Ostseeprovinzen Rußlands, in den drei skandinavischen
Reichen; die reformierte in der Schweiz, in Frankreich, in West
deutschland und den Niederlanden, in Großbritannien und in
Nordamerika. Eigentümliche Schwierigkeiten macht uns die eng
lische Staatskirche. Sie ist auf eine merkwürdige Weise aus katho
lischen, lutherischen und reformierten Bestandteilen zusammenge
setzt, sodaß sie nicht ohne Weiteres einer der beiden Konfessionen
zugeteilt werden kann. Sie selbst steht in keinem Zusammenhange
mit der lutherischen Reformation und Kirche und will daher auch
nicht eine lutherische, sondern eine reformierte Kirche sein. Ihre
Lehre ist auch reformiert, der Kultus, die Verfassung, die Zucht
aber der lutherischen Kirche höchst ähnlich, und auch ihren a l l-
gemeinen Charakter hat sie als einen dem lutherischen höchst
ähnlichen bewährt in dem langwierigen und hartnäckigen Kampfe
mit ihren Gegnern, den Nonconformisten, welche sämtlich als
echte Reformierte von e ch t reformierten Prinzipien aus sich
dem antireformierten Wesen der englischen Kirche
widersetzten. In Ungarn, Siebenbürgen und Polen sind die Kon
fessionen so unter einander gemischt, daß ich diese Länder in die
Vergleichung nicht hineinziehen konnte.
Bei der Vergleichung müssen mir aber auch noch jeder Haupt
oder Landeskirche ihre Kirchlein zuweisen, die mit der
Hauptkirche zusammenhängen, aus ihr entstanden sind und zugleich