Vorwort zur neuen Ausgabe
Wenn dies Büchlein, das in seiner Urgestalt die Widmung:
Dem Herrn Dr, Carl Immanuel Nitzsch,
Königlichem Konsistorialraiho und Professur der Theologie in Bonn,
und Herrn Richard Rothe,
Ephorus und zweitem Direktor des Königlichen Prediger-Seininarii in Wittenberg
trug, im Jahre 1907 auf's Neue im Druck erscheint, so nimmt es
seine Berechtigung dazu aus dem zwiefachen Jubiläum, das cs
in diesem Jahre begehen darf: 70 Jahre nämlich sind verflossen,
seitdem es selbst zum ersten Male sich der Oeffcntlichkeit zeigte, und
50 Jahre sind vergangen seit dem Tage, an welchem sein ver
dienter Verfasser, Dr, theol, Max Goebel, aus dieser Zeit
lichkeit abgerufen wurde (gestorben 13, Dezember 1857,)
Weit wichtiger aber für sein Wiedererscheinen als dieser äußer
liche Anlaß ist die Erkenntnis, daß, wiewohl dies Büchlein schon
reichlich alt, doch sein Inhalt darum noch nicht veraltet ist, und
das Geständnis, daß unter der ganzen, dies Gebiet behandelnden
Literatur keine Schrift sich findet, die in so allgemein verständ
licher, überzeugender, von dem Geiste christlicher Bruderliebe ge
tragener und darum beiden Teilen gleich gerecht werdender Weise
abgefaßt ist.
Was der Verfasser den Lesern seines Büchleins einst gewünscht
und welche Stellung er selbst zu dem von ihm behandelten Gegen
stände eingenommen, das verraten uns die Worte seiner eigenen
Vorrede:
„Besonders wünschte ich, daß meine Leser mit der Zuversicht
das Buch in die Hand nähmen, daß ich keiner von beiden
Kirchen habe zu nahe treten, jeder ihre Ehre und ihren Ruhm
lassen und durch gewisse, vielleicht hart und scharf klingende
Ausdrücke niemanden habe verletzen wollen. Nichts würde
mich schmerzlicher berühren, als wenn diese Schrift, die be
hufs gegenseitiger Verständigung geschrieben ist, zu neuen
Mißverständnissen Veranlassung geben sollte, und darum
glaube ich, bei dem Bestreben, beide Kirchen in ihrer Eigen
tümlichkeit anzuerkennen, auch auf Anerkennung meiner hier
bei nicht immer zu verleugnenden Eigentümlichkeit Anspruch
machen zu dürfen . . .